Samstag, 2. Oktober 2021

Westernmarkt in Deutschland

Im Herbst 2021 erscheinen bei den Publikumsverlagen Bastei und Kelter nach wie vor Western als Romanhefte oder Ebook. Fast immer handelt es sich dabei um Texte deutschsprachiger Autoren, die zumeist unter Pseudonym veröffentlicht werden. Neben den teils x-ten Neuausgaben der seit Jahrzehnten bekannten Autoren, erscheinen bei Bastei auch neue Romane, z. B. innerhalb der Serie LASSITER.

Ebooks gibt es von verschiedenen oft kleinen Verlagen. Auch hierbei herrschen die Neuausgaben älterer Romanhefte, Leihbücher oder Taschenbücher deutscher Verfasser vor. Der ambitionierte Versuch des Münchener Apex-Verlages Western bekannter amerikanischer Autoren(, die zuvor auch hierzulande schon erschienen waren), in durchgesehenen und teils mit ausführlichen Nachworten versehenen Neuausgaben als Ebook, Taschenbuch bzw. Hardcover wieder auf den Markt zu bringen, muss als gescheitert angesehen werden. Immerhin sind hier einige Klassiker u. a. von Zane Grey, Max Brand, Ernest Haycox oder Clay Fisher/Will Henry nochmals erschienen.

Bei Ebooks und teils auch bei Taschenbuchveröffentlichungen ist leider die Tendenz festzustellen, dass nicht besonders überzeugende Romane neu aufgelegt werden. Hierbei nutzen manche Verleger bewusst Verschleierungstaktiken, so werden Texte oft mit veränderten Verfasserangaben oder Titeln versehen und teilweise neuen Namen der handelnden Personen versehen. Dies ist ärgerlich, wenn auch teilweise aus rechtlichen Rücksichtsnahmen notwendig. Wenn zudem allerdings im Impressum solcher Veröffentlichungen nicht explizit auf die Originalausgaben hingewiesen wird, dann handelt es sich hier um eine Frechheit. Das Verbot des antiquarischen Weiterverkaufs von Ebooks ist zudem dem wirtschaftlichen Erfolg der Western-Ebooks letztlich nicht zuträglich. Diese Praxis sollte überdacht und baldmöglichst verändert werden.

Viele Ebooks werden auch als Taschenbuchausgaben (z. B. bei Apex / Romankiosk oder Edition Bärenklau) angeboten. Im Taschenbuchbereich finden sich gleichfalls viele Wiederveröffentlichungen älterer Texte aber erfreulicherweise auch einige neue Texte. So mancher Autor versucht sich nach wie vor am Western, wobei die Qualität der vorgelegten Bücher durchaus schwankend ist. Neben lesenswerten Werken, wie sie z. B. Alfred Wallon zuletzt im Blitz-Verlag vorgelegt hat, steht so manches, was nicht weiter erwähnenswert ist.

Insgesamt stellt der Western in Deutschland ein Nischenprodukt dar. Die erzielten Auflagen sind niedriger als früher, die Anzahl der Romanheftreihen ist weitaus geringer und die Praxis mancher Kleinverlage möglichst viele Texte egal welcher Qualität auf den Markt zu werfen, um so das Problem von Kleinstauflagen zu verringern, ist wirtschaftlich gesehen zwar in Ordnung, sollte aber im Interesse der Westernliteratur überdacht werden. (Karl Jürgen Roth)