Mittwoch, 31. Juli 2024

AKWA - Journal des Arbeitskreises Western & Abenteuer

 


Filmplakat von Heinz Bonné für Reiter gegen Sitting Bull (Cavalry Scout, USA 1951)

Quelle: https://akwa-western.blogspot.com/2024/07/reiter-gegen-sitting-bull.html
Leider ruht die Arbeit der GASW (German Association for the Study of the Western) seit einigen Jahren. Vor allem die nicht mehr erscheinenden STUDIES IN THE WESTERN vermisse ich schmerzlich.

Dies hat mich auf die Idee gebracht das neue E-Journal AKWA - Journal des Arbeitskreises Western & Abenteuer im Internet (und als PDF-Dateien) allgemein zugänglich zu machen.


Um AKWA mit Inhalten zu füllen, ist jeder Interessierte aufgerufen, dem offenen Arbeitskreis Western & Abenteuer beizutreten, Beiträge zu verfassen und diese bei mir einzureichen. Die Beiträge sollten sich mit Büchern, Autoren, Themen, Serien, Filmen etc. aus den Bereichen Western & Abenteuer in populärwissenschaftlicher Form beschäftigen (aussagekräftige Illustrationen sind sehr erwünscht). Es können aber auch kürzere fiktionale Texte eingeliefert werden. DIe Typoscriptlänge sollte 15 Seiten normalerweise nicht überschreiten (Bitte Texte in üblichen Formaten). Der Arbeitskreis Western & und Abenteuer zahlt keine Honorare. Erste Ergebnisse könnt Ihr unter: https://akwa-western.blogspot.com sehen.

Also auf, habt keine Hemmungen! Jeder Interessierte kann hier etwas beitragen - lasst mit euren Fingerübungen die Rechner heiss laufen und schickt mir, was ihr für wert haltet im AKWA-Journal veröffentlicht zu werden.

Ich hoffe sehr auf Eure Mitarbeit!

Sonntag, 31. Dezember 2023

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Sonntag, 2. April 2023

Konrad Kölbl - Conny Cöll (Hoffmann)

Ich freue mich heute einen Gastbeitrag von Georg Hoffmann über Konrad Kölbl und den Wunderschützen Conny Cöll veröffentlichen zu können.  Ich danke Georg Hoffmann für die Abdruckerlaubnis.


Konrad Kölbl und sein Lebenswerk:
Conny Cöll der Wunderschütze 

Georg Hoffmann


Meine erste Begegnung mit Conny Cöll alias „TRIXI“ erlebte ich im Alter von 11 Jahren, als meine Mutter das Buch „Zwei bernsteingelbe Augen“ von der Arbeit mit nach Hause brachte. Sie arbeitete zu dieser Zeit in einem Schreibwarengeschäft und zu ihren Aufgaben gehörte u. a. die Vergabe und Rücknahme der Leihbücher-Großbände.

Ich war von der Einbandzeichnung sofort begeistert, fühlte mich wie magisch davon angezogen und in mir herrschte der sehnlichste Wunsch, das Buch augenblicklich zu lesen. Doch meine Mutter zerstörte diese Hoffnung … denn sie las es zuerst! Während meine Mutter das Buch las, stellte ich mir in Gedanken die Geschichte vor, erlebte das Abenteuer in meiner Fantasie. Doch das anschließende Leseerlebnis sollte meine Vorstellungen weit in den Schatten stellen.

Kaum hatte meine Mutter das Buch ausgelesen, kaschte ich es mir und verzog mich in meine Ecke und war für die nächsten Stunden dieser Welt entrückt. Von der Geschichte war ich so fasziniert, so gefesselt, dass ich alles um mich herum vergaß.

Nach diesem spannenden und aufregenden Abenteuer wollte ich, mit Conny Cöll, weitere Abenteuer erleben. Doch es vergingen Wochen bis meine Mutter zwei weitere Bücher mitbrachte. Es waren „Der schnitzende Sheriff“ und „Marjou“. Erneut liess ich mich von den geschilderten Erlebnissen fesseln und begeistern. Doch es sollten Jahre vergehen, bis Conny Cöll und seine Kameraden erneut in mein Leben traten.

In den 80er Jahren lernte ich auf einer Comicbörse meinen Namensvetter K. Hoffmann kennen. Wir kamen ins Gespräch und er lud mich zu sich ein. Bei einem späteren Besuch konnte ich seine Conny Cöll Sammlung bewundern und bestaunen. Erst jetzt erfuhr ich, dass die Conny Cöll Abenteuer in den unterschiedlichsten Variationen veröffentlicht wurden. In mir erwachte der Wunsch, auch einmal so eine Sammlung zu besitzen.

Erneut vergingen Monate … Jahre bis ein einzigartiges und einmaliges Erlebnis mein Leben und meine Sammlung stark beeinflussen sollte. Dieses einmalige Erlebnis war das persönliche Kennenlernen von Konrad Kölbl. Am 03.12.1988 besuchte ich ihn in Grünwald. Herr Kölbl empfing mich und wir verstanden uns auf Anhieb. Wir unterhielten uns über Conny Cöll, sein Leben und Wirken, über seine vierbeinige Kameraden „Schwarzwolf“ und „Satan“ sowie seine Mitstreiter für Recht und Gerechtigkeit. Ferner über die historischen Ereignisse, welche er so plastisch und anschaulich in seinen Büchern beschrieben hatte. Dabei erzählte er voller Stolz, dass ihn amerikanische Historiker aufsuchten, um von ihm mehr über die amerikanische Geschichte zu erfahren. Dann kamen wir auf seine neuen Projekte zu sprechen: „Reprint-Ausgabe“, „Tiergeschichten Band 2“ und „Mystery Fiction“

Herr Kölbl konnte meisterhaft erzählen und die Zeit verging wie im Flug. Nun wollte er mehr über mich, meine Hobbys und meine Visionen erfahren. Ich kam seiner Bitte nach und erzählte ihm meine Vision: Conny Cöll als Comic. Er war von dieser Idee so begeistert, dass er mir sein Einverständnis (mündlich) zusicherte. Leider konnte diese Idee nie verwirklicht werden!

Konrad Kölbl wurde am 06.07.1912 in München geboren und wuchs zunächst bei seinen Eltern in Augsburg auf. Seine Mutter starb als er noch ein kleines Kind war. Der Vater suchte sich eine neue Frau und der Sohn kam in ein katholisches Waisenhaus nach Mindelheim. Hier bestand das Umfeld aus Verzicht, Verbot, Strafe, Prügel und karger Nahrung.

Doch sein Geist war frei und das ließ den kleinen Konrad diese schwere Zeit überstehen. Hier brachte sich autodidaktisch Fertigkeiten in der Stenographie (die „Schrift des Teufels“) bei und ohne es zu wissen, legte er damit den Grundstein für seinen späteren Werdegang.

Nach Abschluß der Schule zog er zu seinem Vater nach Augsburg und absolvierte eine Goldschlägerlehre. 1927, mit 15 Jahren, lernte er seine spätere Frau, Anna Theresia, kennen. Sie blieben ihr Leben lang zusammen. Sie unterstützte ihn dabei aus den ärmlichen Verhältnissen, in denen beide lebten, herauszukommen.

Er begann Beerdigungen zu besuchen und die Grabreden mitzuschreiben. Hier kam ihm die heimlich erlernte Kurzschrift zu gute. Er übertrug diese Grabreden in Schönschrift, verzierte die Blätter und verkaufte sie an die Hinterbliebenen.


Er las viel und bildete sich selbst immer weiter. Er war der geborene Autodidakt. Sein vielfältiges Interesse, an eigentlich allem, kannte keine Grenzen.

Sein Wissen, sein selbstsicheres Auftreten und auch seine Überzeugungskraft verschaffte ihm, Anfang der 1930iger Jahre eine Anstellung bei der Augsburger Allgemeinen. Eine Festeinstellung erhielt er nicht, da er sich standhaft weigerte in die NSDAP einzutreten.

1936 wurde seine Tochter Sonja geboren und die junge Familie wollte versorgt werden. 1939 wurde er zur Wehrmacht eingezogen, der er sich, nach wenigen Monaten entzog. Das hieß für die junge Familie, dass Sie nicht mehr sesshaft sein konnten und so zogen sie bis 1945 in Europa umher.

Ende der 1940iger Jahre fing Konrad Kölbl erneut mit dem Schreiben an. Auslöser soll folgendes Erlebnis gewesen sein. Konrad Kölbl führte zu jener Zeit eine Reißzwecken-Firma. Eines Tages fiel ihm ein Mann auf, welcher während seiner Pause einen Roman las. Er bat um diesen und las ihn durch. Seine Reaktion, dass könnte ich besser.


Dies war die Geburtsstunde von „Conny Cöll dem Wunderschützen“, welcher den Westlernamen „Trixi“ erhielt. Nun begann Konrad Kölbl sogenannte „Groschenhefte“ zu verfassen, zu lektorieren und zu verlegen. Die Kleinheft-Serie „Conny Cöll der Wunderschütze“ verlegte er im eigens gegründeten Kleinbuch-Verlag K. Kölbl, Augsburg, ab Heft Nr. 5 Conny Cöll Verlag, Augsburg.

Als Genre wählte er von Anfang an den Western. Aus Konrad Kölbl wurde Conny Cöll – der Wunderschütze. Aus den Groschenheften wurden Romane, aus den Romanen eine Romanserie mit über 90 Geschichten um TRIXI und seine Mitstreiter.

Seine Leser bekundeten starkes Interesse an einem längerem Roman. So entstand „Trixi“, sein erster Großband. Da dieser von seinen Lesern so gut aufgenommen wurde, entschloss er weitere Bände zu schreiben. Zu seinen besten Zeiten schaffte es Konrad Kölbl zwei Bücher pro Monat zu schreiben, zu lektorieren und zu verlegen. So entstanden bis Anfang der 1960iger Jahre über 80 Großbände. Diese Bücher wurden überwiegend in den sogenannten Leihbüchereien den Lesern angeboten. Doch bedeutete das Ende der Leihbuch-Buchzeit auch das auch das Ende von Conny Cöll?

Um seinen Helden „TRIXI“ erschuf er noch sieben weitere, dem Recht verpflichtete, Männer. Jeder von ihnen mit ganz besonderen Eigenschaften. Wichtig waren „Conny Cöll“, dem Pseudonym des Autors, auch die Tiere, die den Westernhelden, als treue Weggefährten, stets zur Seite stehen.

Zeitgleich schrieb, lektorierte und veröffentlichte Konrad Kölbl unzählige Jugendbücher, überwiegend Tiergeschichten z. B. „Das gute Western-Taschenbuch“, „Die kleine Reihe“ und „Aus Conny Cöll`s Abenteuerwelt“.

Doch dabei blieb es nicht. Mitte der 1950iger bis etwa Mitte der 1960iger Jahre veröffentlichten Verlage wie z. B. der Zauberkreis-Verlag, Rastatt / Ingrossa-Verlag, Hamburg / Hebel-Verlag, Rastatt und der Constantin-Verlag, Karlsruhe etliche Conny Cöll Geschichten in verkürzter Form.

Die Leibuch-Ära ging zu Ende, doch die Zeit der Romanhefte brach erneut an. Konrad Kölbl war ein weitvorausschauender und tüchtiger Geschäftsmann. Er gründete Anfang 1960 den Neuzeit-Verlag, München und veröffentlichte hier bis Anfang der 1970iger Jahre seine Conny Cöll Abenteuer in verkürzter Form als Romanheft. Die Romanheft-Serien lauteten: Neuzeit-Wildwest – Rauher Westen – Neuer Western und Roman-Quelle (gelb).

Konrad Kölbl war ein leidenschaftlicher Schriftsteller. Ein Schriftsteller mit Leib und Seele. Das Schreiben seine Erfüllung, sein Leben. Anfang der 1970iger Jahre brachte er seine (persönlich) 40 Besten Conny Cöll Abenteuer im eigenen „Reprint-Verlag“, Grünwald bei München heraus. Mit dieser prachtvollen und ansprechenden Buchausgabe „Conny Cöll die große Abenteuer-Serie“ wollte Konrad Kölbl ein neues und jüngeres Publikum erreichen.


Konrad Kölbl schuf mit seinen „Conny Cöll Abenteuer und Tierromanen“ eine Western-Serie, die Jahrzehnte lang die Leser begeisterte und in ihren Bann zog und auch heute noch findet. Kölbl stellte seinen Helden „TRIXI“ einen gezähmten Timberwolf „Schwarzwolf“ und ein rassiges Pferd „Satan“ sowie eine Gruppe unerschrockener Männer zur Seite, die unter den Schurken und Desperados aufräumten. Sie waren die „Großen Acht“!

Das Motto des Verlages „Wer einen liest – liest alle!“ ist durchaus richtig. Die Bände, die durchweg nach einem ähnlichen Strickmuster aufgebaut sind, haben einen regelrechten Suchtcharakter.

Konrad Kölbl war ein Vollblutschriftsteller. Nach Conny Cöll produzierte er „Bavarica“ und weitere Theaterstücke.

1993 erlitt Konrad Kölbl einen leichten Schlaganfall, der es ihm aber unmöglich machte jemals wieder ein Buch zu schreiben. Sein Lebenswille erlosch, am 24.05.1994 wurde er erlöst.

Bis zuletzt war TRIXI sein immerwährender Begleiter im Geiste.

Werkübersicht:

Conny Cöll der Wunderschütze

1951-1952

Kleinbuch-Verlag, Augsburg

20 Romanhefte

Großband/Leihbuch-Ausgabe

1951-1960

Conny Cöll Verlag, München

89 Bände

Jugend-/Jugendbuch-Reihe

1953

Conny Cöll Verlag, München

11 Taschenbücher

Die gute Western-Story

1954

Conny Cöll Verlag, München

02 Taschenbücher

Western Taschenbücher

1954-1955

Conny Cöll Verlag, München

12 Taschenbücher

Aus Conny Cöll`s Abenteuerwelt

1955

Conny Cöll Verlag, München

10 Bände

Die kleine Reihe

1957

Conny Cöll Verlag

08 Taschenbücher

Jugendreihe

1958

Conny Cöll Verlag, München

12 Bände

Rhett Steve – Symbol einer Zeit

1962

Conny Cöll Verlag, München

01 Band

Originale Reprint-Ausgabe

1971-1988

Reprint Verlag K. Kölbl, Grünwald

40 Bände

Tiergeschichten

1975

Reprint Verlag k. Kölbl, Grünwald

01 Band

Tiergeschichten

1981

Conny Cöll Verlag, München

01 Band

Mystery Fiction

1983-1984

Conny Cöll Verlag, München

02 Bände

History Western - Mini Ausgabe

1985

Conny Cöll Verlag, München

08 Taschenbücher

Neuzeit-Wildwest

1960-1964

Neuzeit-Verlag, München

109 Romanhefte

Rauher Westen

1965-1973

Neuzeit-Verlag, München

18 Romanhefte

Neuer Western

1968-1972

Neuzeit-Verlag, München

105 Romanhefte

Roman-Quelle (gelb)

1965-1972

Neuzeit-Verlag, München

95 Romanhefte


Epilog

Da ich meine Vision „Conny Cöll als Comic-Serie“ nicht verwirklichen konnte (Zeichner, Kosten, Vertrieb) überlegte ich, wie ich die Leistungen von Konrad Kölbl posthum würdigen könnte. Ich machte mir so meine Gedanken und dann hatte ich die Idee: Ich wollte alles über Konrad Kölbl und seinen Westernheld Conny Cöll zusammentragen. Diesem Projekt gab ich folgenden Namen: Konrad Kölbl und sein Lebenswerk Conny Cöll.

Zur Zeit liegen nachfolgende Bücher vor, die ausschließlich über mich [nicht über GASW-io] bezogen werden können.

Konrad Kölbl --- Conny Cöll der Wunderschütze

Inhalt:

Biografie-Wie alles begann -Zeichner-Portraits - John Sinclar und die Großen Acht-Conny Cöll der Wunderschütze, alle Titelbilder mit Kurzbeschreibung & Checkliste-Großbände, alle Titelbilder mit Kurzbeschreibung und Checklist - alle Jugendbücher, Titelbilder und Checklisten - Rhett Steve-Titelbilder und Checkliste der Reprint-Ausgaben-Titelbilder und Checkliste zu den Tierge-schichten-Mystery Fiction, Titelbilder mit Kurzbeschreibung und Checkliste-E-Book Checkliste sowie weitere Übersichten / 290 Seiten


Konrad Kölbl --- Conny Cöll Wildwest-Romane

Inhalt:

Grundsätzliches zu den Conny Cöll Wildwest-Romanheften- Chronologie der bekannten Conny Cöll Wildwest-Romane-Titelbilder und Checklisten-Titelübersicht der Conny Cöll Wildwest-Romane von A-Z (Am Ende der Welt-Zwei bernsteingelbe Augen-Übersichten der Conny Cöll Wildwest-Romane sortiert nach Wildwest-Reihen, Titel und Covergestaltung / 218 Seiten


Konrad Kölbl --- Conny Cöll's Illustrierte Abenteuerwelt

Inhalt:

Biografie - Wer ist Trixi? - John Sinclar und die Großen Acht - Chronologie der bekannten Conny Cöll Abenteuer- und Tierromane -Zeichner-Portrait - Innenillustrationen chronologisch nach Serie sortiert-Checklisten und Zuordnungen der Innenillustrationen (Zeichner, Serie, Titel, Seite) /

231 Seiten


Konrad Kölbl --- Conny Cöll's Cover-Galerie

Inhalt:

Original Titelbilder (Ausnahme: Mini-Ausgabe) ganzseitig- die bekannten Titelbilder der Romanheft-Serien sortiert in drei Kapitel

1 = Titelbilder der Original Conny Cöll Bücher incl. Zusatzinfos

2 = Western-Filmszenen incl. Zusatzinfos
3 = Titelbilder von anderen Leihbuch-Ausgaben incl. Zusatzinfos /

280 Seiten


Kennen Sie Conny Cöll?

Inhalt:

Der Conny Cöll Verlag stellt seine neue Conny Cöll Reprint-Serie vor.

Leseproben aus Band 29 „Rhett Steve – Symbol einer Zeit“, Band 1 „Trixi“, Band 2 „Der 2. Mann“, Band 20 „Die Verrückten von Frisco“, Band 8 „Blitz-Sunny“ sowie Schwarzwolfs Zähmung. Titelübersicht mit Kurzbeschreibung der 31 erschienenen Bände incl. dem Buch „Tiergeschichten“. / 52 Seiten

Es gibt noch so viel zu Konrad Kölbl zu erfahren. Wer kann und möchte dazu beitragen? Suche noch folgendes Titelbild: Andy Western Nr. 8: Vance Laramie. Wer kann mir weitere Informationen zu den Filmszenen geben?

Mein Dank gilt Konrad Kölbl für seine Schaffenskraft, Ludwig Webel, der mich stets ermunterte das Projekt durchzuführen, Manfred Knöner mit seinem enormen Wissen, Reinhard Armbrüster, der meine Vision Realität werden ließ und all denen, die mich bei diesem herrlichen Projekt weiter unterstützen möchten. Ich suche immer noch Titelbilder und Informationen zu Konrad Kölbl, Verlagsgründung, Fanclubs und Einbandzeichner.

Ich würde mich über jeden Kontakt freuen.

Meine Kontaktadresse lautet: georghoffmann-ka@t-online.de



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Mittwoch, 29. März 2023

Ein Dutzend Fragen an Katrin ULBRICH - Das Interview

Ein Dutzend Fragen an Katrin Ulbrich - Das Interview


Katrin Ulbrich [KU] (geb. 1973) - unter Pseudonymen als Verfasserin von Taschenbüchern, Ebooks und Romanheften aus unterschiedlichen Genres der unterhaltenden Literatur bekannt - hat sich dankenswerterweise bereit erklärt, ein paar Fragen von Dr. Karl Jürgen Roth [kjr] zu beantworten. Das Exklusiv-Interview für PoMeWe wurde am 27. März 2023 geführt.

KJR: Ich habe einige Ihrer Bücher und Romanhefte mit Interesse und Gewinn gelesen. Dabei entstand für mich die eine oder andere Frage. Der Schwerpunkt Ihrer schriftstellerischen Arbeit liegt im Bereich der unterhaltenden Belletristik und auch des Western. Wie sind Sie zum Schreiben gekommen und warum schreiben Sie u. a. Wildwestromane? Erzählen Sie doch bitte etwas über Ihren schriftstellerischen Werdegang?
KU: Man kann vermutlich nicht schreiben, ohne gern und viel zu lesen. So war es jedenfalls bei mir. Als Schülerin habe ich mein ganzes Taschengeld in Bücher investiert. Meine Oma hat bei Besuchen „drüben“ Heftromane über die Grenze zu uns in die DDR geschmuggelt. Die haben wir gelesen, bis sie fast auseinandergefallen sind. Oft waren es Westernhefte. Dazu sammelte mein Vater die Romane von Karl May und Liselotte Welskopf-Henrich und versorgte mich mit Vorbildern. Damals wurde meine Liebe zum Western gelegt.
Neben dem Lesen habe ich mir immer auch eigene Geschichten ausgedacht. Längere Texte und Romane wurden später an der Uni daraus. Irgendwann fasste ich mir ein Herz und schickte einen Gruselroman an den Bastei Verlag. Die Reihe, in die er gepasst hätte, wurde damals leider gerade eingestellt, aber meine Art zu schreiben gefiel und ich wurde gefragt, ob ich mir vorstellen könne, einen „Bergdoktor“-Roman zu verfassen. Ich konnte, wurde angenommen und bin seitdem dabei.
KJR: Neben Western haben Sie Texte geschrieben, die anderen Genres zuzuordnen ist. Welche Schwerpunkte setzen Sie hier und wie sehen Ihre weiteren Pläne für abenteuerliche Geschichten oder unterhaltende Belletristik aus? Sind hier Überraschungen zu erwarten?
KU: Mein Herz hängt an den Heftromanen. Der Wechsel zwischen den Genres hält meine Fantasie auf Trab und bringt mich manchmal auch gehörig ins Schwitzen, aber ich würde es gar nicht anders haben wollen. Mein Schwerpunkt? Ich möchte unterhalten. Wenn mir das gelingt, habe ich mein Ziel erreicht. Pläne und Ideen warten viele in meinem Notizbuch. Welche davon das Licht der Welt erblicken, wird auch für mich eine Überraschung. Das wird die Zeit zeigen. Gern möchte ich einen Bergmann aus meiner Heimat, dem Erzgebirge, einmal ein Abenteuer im Wilden Westen erleben lassen. Auch eine Idee für den nächsten Weihnachtsroman mit „Lassiter“ wartet schon auf ihren Einsatz.
KJR: Western, speziell für die Romanheftreihe LASSITER, bilden einen gewissen Teil Ihrer Arbeit. Deren Handlungen sind einem bestimmten Serienkosmos zuzuordnen, arbeiten Sie dabei gezielt nach Exposés? Wo sehen Sie die Vorteile einer solchen Arbeitsweise und was hat Sie dazu getrieben, Ihre Western zu schreiben?
KU: Ein Redakteur hat einmal gesagt: „Exposees sind ein Geschenk.“ Da ist was dran, weil sie einen Fahrplan bieten und verhindern, dass man sich beim Schreiben selbst in eine Sackgasse manövriert. Vor jedem Roman verfasse ich ein zwei- bis dreiseitiges Exposee, in dem der gesamte Ablauf abgesteckt ist. Dazu gibt es für die Serien, an denen ich mitschreibe, Rahmenexposees, in denen der Handlungsort und die wichtigsten Personen festgelegt sind. Beim Bergdoktor zum Beispiel, dass er Anfang 50 ist und auch (erst mal) nicht älter wird. Der Glückliche. Solche Handreichungen sind sehr nützlich für die Orientierung.
Mein Weg zu „Lassiter“ war ein bisschen verschlungen. Ich hatte dem Verlag eine Idee für einen „Frauen-Western“ mit Serienpotential vorgeschlagen. Leider gab es dafür gerade keine freien Kapazitäten, aber die Romanidee kam gut an und da bei „Lassiter“ gerade Autoren gesucht wurden, durfte ich den Roman für diese Reihe schreiben. So entstand „Kein Job für eine Lady“.
Dem Western wird oft nachgesagt, er wäre ein sterbendes Genre, aber ich denke, Geschichten aus dem früheren, abenteuerlichen Amerika werden immer ihre Leser finden, weil sie etwas berühren, das auch jetzt noch aktuell ist. Sei es nun die Sehnsucht nach Freiheit, nach Abenteuern oder einfach die Genugtuung, dass der Schurke am Ende eins auf den Stetson bekommt.
KJR: Könnte man Ihre Western generell dem Adult Western zuordnen, wie er z. B. in verschiedenen englischsprachigen Taschenbuchserien gepflegt wurde. Solche Texte haben mit ihrer expliziten Betonung von Sex und Gewalt inzwischen auch schon eine längere Tradition und sie sind/waren durch Übersetzungen oder deutschsprachige Originalveröffentlichungen hierzulande auf dem Markt vertreten. Wie sind Sie dazu gekommen, selbst Wildwestromane zu schreiben, was fasziniert Sie an diesem Subgenre der spannungsreichen Unterhaltungsliteratur und wo liegen Ihre Vorbilder im Bereich des Western?
KU: Lassiter zählt mit seinen expliziten Szenen sicherlich zum Adult Western. Das gehört auch zu dem Spaß an den Geschichten. Lassiter ist stets mit vollem Einsatz bei der Sache - sei es bei der Jagd auf Banditen oder in der Liebe. Er ist ein Held, dem man gerne folgt, deshalb schreibe ich auch so gern über ihn. Ich lote aus, inwieweit man das klassische Abenteuer mit modernen Themen wie dem Naturschutz verbinden kann. Wildwestromane bieten ein weites Feld für Abenteuer in einer Natur, wie sie wilder und ursprünglicher kaum sein könnte. Dieses Flair hat G. F. Unger sehr gut eingefangen. Ich schätze auch sehr die Romane meiner Kollegen bei „Lassiter“. Schauen Sie sich nur einmal die Bösewichte von Tom Hogan an, die sind so vielschichtig und gekonnt beschrieben, dass sie nach dem Lesen unvergesslich bleiben.
KJR: Der traditionelle Western wird von Literaturwissenschaftlern auch als eine spezielle Manifestation des amerikanischen Gründungsmythos gesehen (z.B. Peter Bischoff), Ähnliches klingt auch schon bei Frederick Jackson Turner in seiner – inzwischen teils als überholt geltenden Konzeption der Frontier-Hypothese an. Wie stehen Sie zu solchen Äußerungen?
KU: Darum mache ich mir ehrlich gesagt keine Gedanken. Ich erzähle, wovon ich hoffe, dass es beim Lesen unterhält, Vergnügen bereitet und vielleicht das eine oder andere historische Detail enthüllt.
KJR: Neben traditionellen Western finden wir auf dem Markt Western, die vor dem Hintergrund der heutigen Gegenwart angesiedelt sind, Western mit Horrorelementen, Adult Western oder Southern (Western, die südlich des Rio Grande spielen), Northern (Handlungsorte: Kanada und Alaska) und selbst in Australien spielende Western. Was halten Sie von solchen Randerscheinungen des Genres und schreiben Sie selbst so etwas?
KU: Western sind und waren zum Glück immer ein weites Feld voller Möglichkeiten. Ich lese gern Genre-Mix-Western und mag auch entsprechende Filme. Wenn ein Cowboy mit Aliens konfrontiert wird … Warum nicht? Ich könnte mir auch durchaus vorstellen, bei einer modernen Cowboy-Romance-Serie mitzuschreiben.
KJR: Immer wieder wird z.B. im Internet oder an anderer Stelle eine Krise des Western bzw. ein fehlendes Publikumsinteresse beklagt. Wie schätzen Sie die derzeitige Marktlage ein, und welche Ratschläge würden Sie einer/einem jungen Kollegin/Kollegen geben, der sich dem Schreiben von Western widmen möchte?
KU: In die Verkaufszahlen habe ich leider keinen Einblick. Als Leserin würde ich mir aber viel mehr neue Westernromane auf dem Markt wünschen. Wenn man sich in den Buchhandlungen umschaut, muss man neue Western ziemlich suchen. Erfolgreiche Reihen mit Cowboy-Romances oder Serien wie „Yellowstone“ beweisen, dass Western nach wie vor das Herz des Publikums erobern. Mein Rat wäre: Schreiben, wofür man brennt. Alles andere artet in Arbeit aus …
KJR: Ihre Western erscheinen zumeist als Paperbacks und Ebooks und Romanhefte. Für Sammler sind Ebooks einfach nur katastrophal, man erwirbt bloß ein Nutzungsrecht und darf diese Dateien nicht besitzen und erst recht nicht weiterverkaufen. Dieser unhaltbare Zustand sollte m. E. schnellstens beendet werden. Liebevoll gemachte Paperbacks oder Hardcover sind hier etwas ganz anderes. Das bringt mich zum Thema der Veröffentlichungsformen. Wo sehen Sie hier die besten Chancen? Welche Veröffentlichungsformen bevorzugen Sie?
KU: Als Leserin mag ich beides. Müsste ich mich zwischen Reader und Printausgabe entscheiden, würde aber die Papierform gewinnen, weil das Gefühl beim Lesen einfach ein ganz anderes ist. Für die Veröffentlichung ist das E-Book inzwischen jedoch nicht mehr wegzudenken. Für viele macht es einen großen Teil der Einkünfte aus. Oder der Verluste, wenn E-Books auf Piratenseiten angeboten werden. Hier sollte unbedingt mehr getan werden, um solche Räubereien zu unterbinden.
KJR: Stichwort Übersetzungen. Streben Sie Übersetzungen in andere Sprachen an? Sehen Sie gute Chance für solche Übertragungen? Hierbei würde mich vor allem der Aspekt‚ deutschsprachige Originale in englischsprachiger Fassung interessieren.
KU: Übersetzungen sind immer eine schöne Sache. Früher gab es von „Kinderschwester Angela“ Übersetzungen ins Tschechische. Die Belege hüte ich daheim. Ob deutschsprachige Originale auf dem englischsprachigen Markt erfolgreich wären, würde sicherlich stark vom Marketing abhängen. Aber warum nicht?
KJR: Hat Katrin Ulbrich Pseudonyme genutzt? Wenn ja, können Sie uns einige nennen und warum und wann haben Sie überhaupt Decknamen benutzt?
KU: O ja, Pseudonyme gibt es bei mir einige. Sowohl männliche als auch weibliche. Meist, weil der Verlag es so vorsieht. Das hängt mit Überlegungen zum „Gesamtpaket Romanheft“ zusammen, das in sich stimmig sein muss. Der „Bergdoktor“ erscheint unter Andreas Kufsteiner, einem Serien-Pseudonym. Ich war unter anderem schon Jack Slade, Caroline Thaneck und Verena Kufsteiner (beim „Bergdoktor“-Spin-Off: „Das Berghotel“). Mein echter Name würde sich nicht sehr klangvoll auf einem Titelbild ausmachen. Aus diesem Grund habe ich mich auch für Katja Martens entschieden, als ich vor einigen Jahren eine eigene Tierarzt-Serie gestartet habe.
KJR: Wie lebt eine Autorin unterhaltender Belletristik? Ein wenig Homestory interessiert immer.
KU: Home Office ist seit 21 Jahren mein Alltag. Ich stehe früh auf und fange spätestens 6 Uhr mit dem Schreiben an, wenn der Kopf noch frisch und ausgeruht ist. Bis Mittag wird geschrieben. Nachmittags wechselt es: noch ein paar Stunden schreiben, ein Exposee für einen neuen Roman verfassen oder die Recherche für einen neuen Roman. Je nachdem, was gerade ansteht. Oft sind dann auch neue Bücher auszupacken, die der Postbote gebracht hat. Unsere Katze findet es super, dass ich von zu Hause aus arbeite, und hält gern ein Schläfchen neben mir, während ich schreibe. Ansonsten stapft eine kleine Landschildkröte bei uns herum und knabbert alles an, was nicht bei drei in den Schrank geräumt ist.
KJR: Welche Wünsche haben Sie für die Zukunft – privat und als Autorin?
KU: Privat wünsche ich mir Gesundheit für meine Familie (einschließlich unserer Tiere). Als Autorin hoffe ich, weiter erzählen zu können, und kann es kaum erwarten, meine Helden in ihre nächsten Abenteuer zu stürzen.
Ich danke für die bereitwillige Beantwortung meiner teils indiskreten Fragen!

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Samstag, 25. März 2023

Ein Dutzend Fragen an Anton SERKALOW - Das Interview


 Ein Dutzend Fragen an ANTON SERKALOW


Anton Serkalow (Pseudonym)  [as] (geb. 1968) - als Verfasser von Taschenbüchern und Ebooks bekannt - hat sich dankenswerterweise bereit erklärt, ein paar Fragen von Dr. Karl Jürgen Roth [kjr] zu beantworten. Das Exklusiv-Interview für PoMeWe wurde am 22. März 2023 geführt.


KJR: Ich habe einige Werke aus Ihrer Feder mit Interesse und Gewinn gelesen. Dabei entstand für mich die eine oder andere Frage. Der Schwerpunkt Ihrer schriftstellerischen Arbeit liegt im Bereich der unterhaltenden Belletristik darunter auch einige Western. Wie sind Sie zum Schreiben gekommen und warum schreiben Sie Wildwestromane? Erzählen doch bitte etwas über Ihren schriftstellerischen Werdegang?

AS: Ich fange mal spät an, da es Anton Serkalow als Autor erst seit knapp 2016 gibt. Vorher habe ich viele Jahre unter meinem bürgerlichen Namen veröffentlicht, aber ganz andere Sachen. Zum Schreiben gekommen, bin ich aber ganz klassisch, weil ich bestimmte Sachen lesen wollte, die ich irgendwie nicht in die Finger bekam. Als Jugendlicher in der DDR wollte ich was mit Apachen lesen. Gab es nicht, also habe ich damals angefangen, mit dem Füllfederhalter mein erste eigene Wild-West-Geschichte in ein liniertes Schreibheft zu schreiben.

2016 als Anton Serkalow wollte ich nach der Lektüre von „Niceville“ von Carsten Stroud, wieder so einen abgedrehten Genremix aus Western, Horror, Twin Peaks etc. lesen. Gab es nicht, also habe ich die „Vakkerville Mysteries“ geschrieben und veröffentlicht. Später las ich, dass es von Robert McCammon (der mit seinen fantastischen, historischen Romanen um Matthew Corbett auch in Deutschland ganz erfolgreich ist) eine Geschichte „I travel at Night“ gibt. Über einen Gunslinger, der ein Vampir ist und so durch den Wilden Westen zieht. Nun reicht mein Englisch gerade mal für ein paar „Jonah Hex“ Hefte, wo Lansdale die Texte geschrieben hat, aber das Genre Western, bzw. Western gemixt mit anderen Elementen, wollte ich weiter lesen, also habe ich die „Nighthunter“ geschrieben und veröffentlicht.

KJR: Neben Western haben Sie Bücher geschrieben, die anderen Genres der unterhaltenden Literatur zuzuordnen ist. Welche Schwerpunkte setzen Sie hier und wie sehen Ihre weiteren Pläne für abenteuerliche Geschichten oder unterhaltende Belletristik aus? Sind hier Überraschungen zu erwarten?

AS: Ich sehe da gar nicht mal so große Unterschiede. Der Oberbegriff der Geschichten ist „Fantasy“ oder „Fantastik“. Wobei ich da sowieso schon eine andere Sichtweise als fast alle Literaturtheoretiker*innen habe. Für mich ist im Grunde jeder Roman, jede erzählte Geschichte Fantastik. Auch die, die behaupten, authentisch zu sein. Wenn es keine Reportage, kein Interview, keine Dokumentation ist, ist es Fantastik. Eine erzählte Geschichte. Denn das tun wir Menschen. Wir erzählen uns eine Geschichte. Selbst das Paar, das vor dem Architekten sitzt, der ihr Eigenheim planen soll und ihm erzählen, wie sie sich das Kinderzimmer, für das noch nicht gezeugte Kind vorstellen … sie erzählen eine Geschichte. Fantasie. Vorstellung. Träume.

Der Schwerpunkt der Geschichten, die ich erzähle, liegt aber immer darin, dass ich in meinen Settings das Übernatürliche, als gegeben hinnehme. Was streng genommen, die Umschreibung für das Genre „Horror“ ist. Ich denke bei „übernatürlich“ aber nicht unbedingt nur an Monster und Dämonen. Sondern auch an Traumwanderer, Magie, Vorhersehung, Seelenverwandschaft etc. Insofern sind keine Überraschungen zu erwarten, da ich jetzt erst einmal für den BLITZ Verlag eine Serie nach „Lovecraft Motiven“ konzipiere, die im heutigen Deutschland spielt, also den „Wilden Westen“ zunächst verlasse aber dem Fantastischen treu bleibe.

KJR: Western bilden einen gewissen Schwerpunkt Ihrer Arbeit. In jüngerer Zeit schrieben Sie häufiger Romane, deren Handlung thematisch bestimmten Schwerpunkten zugeordnet werden kann. Wo sehen Sie die Vorteile und was hat Sie dazu getrieben, Western zu schreiben?

AS: Am Western reizen mich als Geschichtenerzähler mehrere Dinge: Vorab muss ich erklären, dass ich den den Begriff „Western“ bzw. „Wilder Westen“ übrigens sehr eng fasse: Also so von ca. knapp vor Beginn des Amerikanischen Bürgerkrieges, bis knapp an den Anfang des 20sten Jahrhunderts. Sagen wir mal, als Geronimo sich mit dem Auto fotografieren ließ, war es vorbei. Auf dieser Grundlage, stellt sich mir der „Wilde Westen“ als eine Episode in unserer Geschichte dar, in der auf relativ geringem Raum (global betrachtet) und innerhalb einer sehr kurzen Zeitspanne (erdgeschichtlich betrachtet), so viele extrem unterschiedliche Lebensweisen, Ansichten, Entwicklungsstand, Religionen und und und aufeinandergeprallt sind. Ich sage nur: Beginnendes industrielles Zeitalter trifft auf steinzeitliche Jäger- und Sammlerkultur. Menschen sind aus dem fortschrittlichen, teilweise demokratischen Europa ausgewandert und haben da drüben teilweise feudalistische Zustände geschaffen usw. Viele sind wahrscheinlich wirklich mit hehren Absichten rüber gegangen aber … das Land hat ihr Innerstes aus ihnen herausgeholt und das war leider nicht immer das positivste am Menschen.

Das bietet unendliches Konfliktpotential. Und Konflikte, innere wie Äußere und die Auseinandersetzung mit beiden, sind die Motoren spannender Erzählungen.

Das nächste ist, dass der „Western“ als Erzählung für mich so herrlich archaisch und damit auch ursprünglich ist. Der Western ist Shakespeare in Reinform. Ach, was sage ich? Im Grunde ist der „Western“ganz nah an der griechischen Tragödie, die wiederum zusammen mit der Komödie, die Grundlage aller Erzählweisen ist, derer wir uns noch heute bedienen. Ja, sagen wir statt „Archetypen“ „Klischees“, na und? Beides dient im erzählerischen nur der Vereinfachung. Statt stundenlangem Rumgelabber, kann ich schnell auf den Punkt kommen. Show don’t tell ist eine der wichtigsten Schreibregeln, die im „Western“ sehr gut angewandt werden kann. Und andererseits kann man mit diesen Klischees eben auch herrlich spielen. Sie brechen.

Was mich noch am „Western“ fasziniert ist, die Tatsache, dass der Mythos des „Western“ schon erzählt wurde, als der „Wilde Westen“ noch existierte. Es gab Dimenovels über Wild Bill Hickok, in denen erzählt wurde, dass er X-hundert Leute erschossen hat. Dabei waren es „nur“ sieben. Und Hickok hat noch gelebt. Ich meine, die Leute hätten sich ohne weiteres über die Wirklichkeit informieren können, doch sie haben lieber das geglaubt, was ihnen Buffalo Bill in seinen Shows gezeigt und diverse Autoren in den Dimenovels erzählt haben. Da sind wir doch ganz nah dran an „Fake News“ und sog. „alternativen Fakten“. Genau unter diesem Gesichtspunkt finde ich den Western hochaktuell. Aber grundsätzlich reizt mich als Autor dieses Spiel mit der Realität und den Legenden immer. Denn, wie ich schon oben schrieb, jede Erzählung, jede Geschichte ist letztendlich nur das. Eine Geschichte. Niemals ein Abbild der Wirklichkeit und schon gar nicht diese selbst.

KJR: ‚Weird Western‘ – dazu gibt es eine umfangreiche englischsprachige Enzyklopädie von Don Green – sind mir in deutscher Sprache erstmals mit Romanen wie Thomas Mayne Reids „Der Reiter ohne Kopf“ (The Headless Horseman) bzw. der schönen Geschichte Will Henrys „Der Geisterwolf vom Thunder Mountain“ begegnet. Später gab es dann im Bereich der Romanhefte Grusel- und Geister-Western. Wie sind Sie dazu gekommen, selbst ‚Weird Western‘ zu schreiben, was fasziniert Sie an diesem Subgenre und wo liegen Ihre Vorbilder im Bereich des Western?

AS: Als ich die „Nighthunter“ Serie damals konzeptionierte, war dies zunächst tatsächlich so etwas wie Faulheit. Ich wollte Fantasy schreiben, aber nichts, was mit Mittelalter, Elfen, Orks und ähnlichem zu tun hat. Weil mich das als Leser langweilte, dass es da tausendjährige Reiche gibt, in denen aber kein technischer Fortschritt stattfindet. Brandon Sanderson war der erste Autor, den ich las, der genau das kritisierte und eine seiner Stories in einem Setting ansiedelte, dass eine Mischung aus Wild West und beginnender Industrialisierung, mit Gewerkschaften etc. darstellte.

Mit dem „Wilden Westen“ bot sich mir eine ziemlich exakt dokumentierte Welt, in der ich an einem Punkt eine kleine Änderung vorgenommen habe. Ich setze in meiner Serie voraus, dass es das „Übernatürliche“ gibt. Die ausgewanderten ehemaligen Europäer haben es längst verloren, die Kirche, die Inquisition hat es ihnen „ausgetrieben“. Und auf der anderen Seite stehen die Stämme, deren Medizinfrauen und Männer tatsächlich Magie beherrschen. Es gibt all die guten und bösen Geister und Dämonen aus den Mythen der Natives. Es gibt unverwundbare Krieger und Donnervögel … so habe ich für meine Serie ein Ausgangsszenario geschaffen, in dem all die historisch verbürgten Konflikte zwar vorhanden sind, aber gerade ein sehr fragiles Gleichgewicht existiert.

Die Idee dazu habe ich aus der Comicserie „East of West“, eine postapokalyptische Wild-West-Story mit Fantasy - und Horrorelementen, in denen der sog. „ewige Stamm“ eine Mischung aus Magie und Mikroelektronik, Cyberspace und Cyberwaffen beherrscht, was ihn sehr mächtig macht. Das erinnerte mich an „Wakanda“ aus dem Marveluniversum und ich finde einfach, dass den Natives langsam mal eine andere Rolle zugedacht werden sollte, als bisher. Auch wenn das arrogant erscheinen mag, weil da jetzt der unbedeutende Anton Serkalow aus Deutschland daherkommt und ...

KJR: Der traditionelle Western wird von Literaturwissenschaftlern auch als eine spezielle Manifestation des amerikanischen Gründungsmythos gesehen (z.B. Peter Bischoff). Ähnliches klingt auch schon bei Frederick Jackson Turner in seiner – inzwischen teils als überholt geltenden Konzeption der Frontier-Hypothese an. Wie stehen Sie zu solchen Äußerungen?

AS: Ich würde schon sagen, dass es das voll auf den Punkt bringt. Der Western als solcher hat ja den Gründungsmythos überhaupt erst möglich gemacht. Durch die Shows von Buffalo Bill, die ja Grundlage der späteren Hollywoodwestern waren und all der Dime Novels, gelang es meiner Meinung nach überhaupt, das Schreckliche zu ertragen, das Gewissen reinzuwaschen. Ich denke, dass auch damals viele Menschen gelebt haben, die irgendwie gespürt haben, dass es nicht richtig ist, was sie tun. Und die Mythen, die sie sich damals schon erzählten, dass die „Indianer“ eben keine Menschen sind, dass man Schwarze überhaupt nicht vorkommen lässt, dass „gottgegebene Recht“ dieses Land zu besiedeln usw., dass die es eben mit möglich machten, den Völkermord und die Unrechtmäßigkeit der Sklaverei neben vielen anderen Verbrechen, zu verdrängen, zu rechtfertigen. Sich schön zu reden.

Ich kenne das aus Namibia, zu dem ich mehr Bezug als zu den USA habe. Noch heute erzählen sich viele weiße, deutschsprachige Leute dort eine Geschichte von dem „Krieg“ mit den Nama und den Herero, die soweit weg von der Realität ist und reden lieber darüber, dass ja die Deutschen mit ihrer Ingenieurskunst erst Brunnen gebaut und Diamanten abgebaut haben … So erzählt der Western halt von den Pionieren, die das Land besiedelt haben, die Zivilisation aufgebaut haben und verschweigt, bzw. färbt den Genozid, die Sklaverei, die Menschenrechtsverletzungen, die feudalistischen Auswüchse und und und … schön.

Ich habe das Gefühl, dass der Western da tatsächlich ein Paradebeispiel an „alternativen Fakten“ ist. Nehmen wir doch nur mal die Tatsache, dass wir heute wissen, dass mindestens zwei Drittel der Cowboys nicht weißer Hautfarbe waren. In wie vielen Western wurde das denn bisher so dargestellt? Insofern, ja. Der Western ist wichtig für den amerikanischen Gründungsmythos.

In meinen Augen gibt es z.B. unter anderem auch deswegen keinen „historischen“ Western. Denn die Quellen auf die wir zugreifen können, sind bereits durch den Blick der Autoren, die zum größten Teil eben wirklich weiß und männlich waren (im wahrsten Sinne des Wortes) eingefärbt. Der Anspruch historisch authentisch zu schreiben ist in meinen Augen eine Illusion. Darum finde ich es reizvoller mit eben den Mythen zu spielen, sie zu zerstören, neu anzuordnen. Wir sollten heute den Western von all diesen Lügen „reinigen“, bzw. wenigstens als Autor*innen mit ihnen spielen, statt sie weiterhin ungefiltert nachzukauen. Der Western ist ein Märchen für Erwachsene. Nicht mehr und nicht weniger. (Das stammt nicht von mir, aber ich bin mir nicht sicher, von wem es ist. Sergio Leone?) Bei den von den Gebrüdern Grimm gesammelten und veröffentlichten Märchen kommt doch auch niemand auf die Idee, zu behaupten, er hätte die historischen Wahrheiten gefunden und schreibt deswegen jetzt eine historisch-korrekte Version von z.B. „Rotkäppchen“, oder?

KJR: Neben traditionellen Western finden wir auf dem Markt Western, die vor dem Hintergrund der heutigen Gegenwart angesiedelt sind, Western mit Horrorelementen, Adult Western oder Southern (Western, die südlich des Rio Grande spielen), Northern (Handlungsorte: Kanada und Alaska) und selbst in Australien spielende Western. Was halten Sie von solchen Randerscheinungen des Genres und schreiben Sie selbst so etwas?

AS: Na ja. Allein dadurch, dass ich mich ja dem „Weird Western“, also Western mit Horrorelementen verschrieben habe … grundsätzlich bin ich sehr für Genremischungen, Grenzsprenungen und das Verlassen von Schubladen. Ja, ich weiß, ich habe oben gesagt, dass ich den Western sehr eng definiere. Darum bin ich der Meinung, wenigstens ein paar Elemente sollten bleiben. Landschaft z.B., die meiner Meinung nach extrem wichtig für das Storytelling eines Western ist. Darum mag ich z.B. nicht von „Südwestern“ sprechen, wenn ich Stories lese, die im damaligen sog. „Deutsch Südwest Afrika“, also dem heutigen Namibia spielen. Dort lagen ganz andere Voraussetzungen vor, die eben meiner Meinung nach für den Western aber wesentlich wären. (Siehe wieder meine Aussage oben.)

KJR: Immer wieder wird z.B. im Internet oder an anderer Stelle eine Krise des Western bzw. ein fehlendes Publikumsinteresse beklagt. Wie schätzen Sie die derzeitige Marktlage ein, und welche Ratschläge würden Sie einer/einem jungen Kollegin/Kollegen geben, der sich dem Schreiben von Western widmen möchte?

AS: Puh. Das ist schwer. Also … ich habe mittlerweile auch Kontakt zu amerikanischen Westernautoren und weiß, dass das Genre auch in seinem Herkunftsland nur noch ein Nischengenre ist. Was sich da aber immer noch rechnet, da der englischsprachige-amerikanische Markt eben um so viel größer ist, als der deutschsprachige. Für hier, also für Deutschland sehe ich das schon so: Der „Western“ ist nicht das Gerne, dass in Deutschland den meisten Umsatz bringt. Nicht als Buch, nicht als Comic und auch nicht als TV-Serie oder Film, da wir da ja eh so gut wie keine Eigenproduktionen haben.

Er ist noch da, ja, aber er dümpelt irgendwo am Rande herum. Vielleicht ist er nicht tot, aber viel Leben ist in seinem Kadaver nicht mehr. Aber er ist zäh.

Und das ist nicht die Schuld der bösen großen Verlage, die sich nichts trauen. Das liegt einfach daran, dass es den größten Teil der Leser*innen im deutschen Sprachraum wirklich nicht mehr interessiert. Ich meine, schauen wir uns doch mal an, wer sich an der unseligen „Winnetou – Debatte“ letzten Sommer beteiligt hat? Das waren doch tatsächlich nur so „alte“ Leute, wie ich selbst einer bin, als „alter, weißer cis Mann“.

Und große Verlage sind nun einmal in erster Linie Wirtschaftsunternehmen. Darum machen die einfach keine Western mehr. Lohnt sich nicht.
Ja, es gibt dann ab und zu mal so erfolgreiche Sachen wie „Deadwood“, „Yellowstone“, „Godless“ usw. Aber hey, das sind Filme, bzw. TV-Serien! Das ist tatsächlich ein völlig anderer Markt, als der Buchmarkt. Und vor allem sind diese Produktionen in den USA weitaus erfolgreicher, als hier. So erfolgreich, dass wir hier in Deutschland Glück haben, dass die Fernsehsender uns eine Synchronisierung spendieren.

Aber im Großen und Ganzen schätze ich das schon so ein, dass der „klassische Western“ als Genre im deutschsprachigen Raum eher ein „Nerdding“ ist. Woran er (bzw. die Autor*innen und Verlage) vielleicht sogar selbst Schuld ist, da er leider wirklich oft sehr konservativ bis reaktionär wirkt.

Dennoch findet er seine Leser*innen.

Denn genau darum kümmern, sich kleinere Verlage, bzw. Selfpublisher. Die können so eine Nische bedienen und dennoch auf einen gewissen „grünen Zweig“ kommen kann. Einfach, weil sie viel geringere Kosten als ein Unternehmen wie „Random House“ haben.

Die großen Erfolge sollte man allerdings nicht mehr erwarten. Ich meine, ich habe mal gelesen, was U.H. Wilken einst für seine Manuskripte bekommen hat. Wissen Sie, was der Basteiverlag heute für ein Skript zahlt? Da wird man schnell um etliche Illusionen ärmer.

Aber die Motive des Westerns findet man noch überall, was meiner Meinung nach eben mit der klassischen Erzählung und den Archetypen zu tun hat. Insofern, kein Grund, die Finger davon zu lassen. Man muss eben nur schauen, wie man es erzählt und was man erwartet. Erfolg? Ruhm? Reichtum? Oder doch nur ein paar tausend Leser*innen?

1000 sind für einen Selfpublisher schon viel. Bei den Amazontantiemen für’s Ebook ist das ein gutes Taschengeld. Für einen sog. „großen“ Verlag ist das absolut nichts. Die fangen erst bei über 50000 an, von Erfolg zu reden. Zwischen 10000 und 50000 ist man sog. „Midlistautor“. Darunter fliegt man gleich raus. Und ich bin mir sicher, das bringt kein Western heute mehr in Deutschland. Bastei hat selbst „Three Oaks“ eingestellt und das war ein wirklich richtig guter, geschriebener Western. Aber eben auch nicht unbedingt der klassische Western. Und die Xte Wiederauflage eines alten Heftromanwesterns, ich bin mir sicher, dass eben auch das nur ein Nischenprodukt ist.

Aber was ich als Tipp allen Autor*innen mit geben mag ist: Lerne auf jeden Fall schreiben. Du musst das Handwerk beherrschen. Wenn dir gute Schreibworkshops zu teuer sind, lies wenigstens James N. Frey, Sol Stein und Stephan Waldscheidt. Dann schreibe, das was du lesen willst! Dann lass es lektorieren und mit einem vernünftigen, markttauglichen Cover (das muss nicht unbedingt das sein, was dir gefällt) versehen und veröffentliche es. Aber auch erst dann! Jede gute Geschichte findet ihre Leser*innen. Ob du dann bei einem kleinen Verlag unterkommst, der eine Nische bedient, oder als Selfpublisher dir ein Taschengeld dazu verdienst, das wird sich dann finden. Vielleicht hast du ja auch Glück und du schreibst den einen Western, der plötzlich das große Revival einläutet und wirst reich, berühmt … ich gönne es dir!

KJR: Ihre Western erscheinen zumeist als Paperbacks und Ebooks. Für Sammler sind Ebooks einfach nur katastrophal, man erwirbt bloß ein Nutzungsrecht und darf diese Dateien nicht besitzen und erst recht nicht weiterverkaufen. Dieser unhaltbare Zustand sollte m. E. Schnellstens beendet werden. Liebevoll gemachte Paperbacks oder Hardcover sind hier etwas ganz anderes. Das bringt mich zum Thema der Veröffentlichungsformen. Wo sehen Sie hier die besten Chancen? Welche Veröffentlichungsformen bevorzugen Sie?

AS: Ich selbst lese seit Anfang 2013 nur noch (außer bei Comics) Ebooks. Habe da also schon eine andere Sichtweise. Für mich kann ich z.B. sagen, dass ich seitdem ich den Kindle habe, wieder viel mehr lese. Mittlerweile nutze ich ihn auch als Arbeitswerkzeug für meine eigenen Skripte. Auf der anderen Seite habe ich mein Calibre aber auch so programmiert, dass es wie ein Bücherregal aussieht und lege sehr großen Wert darauf, dass die Ebooks vernünftige Cover haben. Das mit dem Nutzungsrecht wird ja zum Glück mittlerweile etwas aufgebrochen. Viele Verlage verzichten schon offiziell auf den Kopierschutz und somit erwirbt man wirklich eine Kopie der Datei, die einem dann auch niemand mehr wegnehmen kann.

Als ich 2016 anfing wieder zu veröffentlichen, habe ich mich zunächst ausschließlich auf Ebooks und dort auf Amazon konzentriert. Im Kindle-Unlimited sah und sehe ich z.B. sehr große Chancen, um als Autor überhaupt erst einmal bekannt zu werden. Mittlerweile schreibe ich auch für BLITZ und da ist das Konzept von Jörg ja bisher gewesen, sich mehr auf die Taschenbücher, die es auch nie im „richtigen“ Buchhandel gibt, zu konzentrieren. Etwas, was mich wiederum an mich, als Selfpublisher erinnerte. Ich hatte nie den Anspruch oder die Illusion im Buchhandel im Regal zu stehen.

Meiner Meinung nach, wird die Buchbranche eine ähnliche Entwicklung nehmen, wie die Musikbranche. Es wird Streamingdienste mit Flatrates (Kindle Unlimited) geben, es wird live auftretende Autor*innen geben, die bei Poetryslams und Lesebühnen T-Shirts und Kaffeetassen verkaufen. Es wird Ebooks, also das Äquivalent zu mp3 und wav Dateien, geben. Es wird aber auch weiterhin Paperbacks und hochwertige Hardcover geben, so wie es eben immer noch CDs, ja sogar Vinyl gibt.

KJR: Stichwort Übersetzungen. Streben Sie Übersetzungen in andere Sprachen an?. Sehen Sie gute Chance für solche Übertragungen? Hierbei würde mich vor allem der Aspekt ‚deutschsprachige Originale in englischsprachiger Fassung‘ interessieren.

AS: Oh, ich habe mal meine Fühler in die Richtung ausgestreckt und bin ganz schnell davon abgekommen. Denn es ist nicht mit einer Übersetzung und einer Publikation via Amazon.com getan. Die Übersetzung allein hätte mich aber schon derart viel gekostet. Also eine wirklich gute Übersetzung, die es schafft, meine „Weird Western“ in einen „Lansdale Tonfall“ zu übersetzen. Nein. Um in den USA Fuß zu fassen, bedarf es außerdem noch viel Zeit und Energie, oder jemanden drüben vor Ort, der das für mich erledigt und der muss bezahlt werden. Social Media spielt für die Leser*innen - Gewinnung da drüben noch mal eine ganz andere, viel bedeutendere Rolle als hier. Dazu hab ich gar keinen Nerv. Es gab mal einen sehr guten Artikel von Joshua Three, einem erfolgreichen Selfpublisher im Science Fiction, der darüber geschrieben hat, wie er es in den USA geschafft hat und da konnte ich nur sagen: „Nein. Danke. Dafür mag ich nicht auch noch Energie und Geld verwenden.“

KJR: Hat Anton Serkalow Pseudonyme genutzt? Wenn ja, können Sie uns einige nennen und warum und wann haben Sie überhaupt Decknamen benutzt?

AS: Anton Serkalow ist das einzige Pseudonym, das ich nutze und es ist ein geschlossenes Pseudonym. Als ich damit startete, diente es mir als Schutz (aus psychischen Gründen) und, da ich damals offiziell noch bei einem Verlag mit der sog. „Optionsklausel“ unter Vertrag war. Mittlerweile habe ich mich damit aber so gut eingerichtet, dass ich es beibehalte. Allein deswegen, weil das, was ich 13 Jahre lang unter meinem bürgerlichen Namen veröffentlicht habe, absolut nichts mit dem zu tun hat, was jetzt Anton Serkalow schreibt, so dass die „Lüftung des Geheimnisses“ echt niemanden etwas nützen würde.

KJR: Wie lebt ein Autor unterhaltender Belletristik? Ein wenig Homestory interessiert immer.

AS: Ich sage es immer gerne so. Meine Frau und ich, wir haben die klassische Rollenverteilung, nur eben, dass sie die typische Männerrolle innehat. Sie ist selbstständige Dipl. Psychologin mit eigener Praxis, verdient das Geld. Ich kümmere mich um Haus, Hunde, Hof, Garten, Hausarbeit etc. und damit mir in meiner Freizeit nicht allzu langweilig wird, veranstalte ich „Tupperwareparties“ bzw. betreibe einen „Schönheitssalon“ im Keller, der keinerlei Einnahmen bringt. Nur, dass es eben Bücher schreiben ist. Aber im Schreiben habe ich einen sehr hohen professionellen Anspruch an mich. Ich habe einen geregelten Tagesablauf aus Joggen, Hausarbeit, Hundezeit, Schreiben usw. und ein Tagesziel (Anzahl Anschläge), dass ich mir selbst setze. Meist schreibe ich an drei, bis vier Sachen gleichzeitig, abwechselnd, um jede Form von Schreibblockade zu vermeiden. Ich habe mal gelernt, dass Schreibblockade nichts anderes, als eine Form von „Betriebsblindheit“ ist und durch eben solche festen Abläufe und Regeln verhindert werden kann.

KJR: Welche Wünsche haben Sie für die Zukunft – privat und als Autor?

AS: Privat? Das alles so bleibt wie es ist! Vielleicht würde ich gerne irgendwann mal mehr, bzw. öfter, z.B. jedes Jahr für ein paar Monate nach Namibia. Mich interessiert die gemeinsame Geschichte und fasziniert das Land und die Menschen an sich. Aber das ist auch schon wieder etwas für meine Autorenzukunft, denn natürlich würde ich darüber schreiben.

Aber sonst, als Autor? Ich habe mir für dieses Jahr vorgenommen, noch mehr zu schreiben und zu veröffentlichen. Jetzt, wo ich mit Hörspielskripten angefangen habe, hat sich da noch mal einiges an Potential aufgetan und wer weiß: Vielleicht schaffe ich es ja dann doch, mit der Mischung aus Selfpublishing, Autor für kleinere Verlage und Hörspielskripten, ja vielleicht sogar noch ein paar Sachen für Bastei Romanhefte usw. ein kleines Taschengeld oben drauf zu verdienen. Den Traum, davon allein leben zu können, habe ich mir abgeschminkt. Aber auch deswegen, weil es mir wirklich zu stressig wäre. Ich weiß, was ein mir bekannter Autor für seine Skripte bei Bastei bekommt und damit weiß ich auch, wie viel er im Monat abliefern muss, um als Selbstständiger über die Runden zu kommen. Da finde ich es für mich dann doch schöner, dass ich in der glücklichen Situation bin, nicht vom Schreiben leben zu müssen und mir lieber „den Bauch pinseln lasse“, in dem ich von den Verlagen, Hörspielproduktionsfirmen ein Festhonorar bei Abnahme des Skriptes und als Selfpublisher meine 70% Tantiemen für die Ebooks bei Amazon bekommen. Das muss sich ja irgendwann mal auszahlen.

Hach, ich würde jetzt nur noch was von Frieden, Liebe und Gesundheit schreiben, aber das nimmt mir keiner ab, oder?

KJR: Ich danke für die bereitwillige Beantwortung meiner teils indiskreten Fragen!

AS: Ich danke, für die Chance, meine Gedanken zu teilen und indiskret … da wurde ich aber schon ganz andere Sachen gefragt.:-)