Dienstag, 27. September 2022

Zitate aus Westernromanen

In Sachen GASW gibt es leider nichts Neues. Ich habe mich daher dafür entschieden, eine schon ältere Sammlung mit aussagekräftigen Zitaten aus verschiedenen englisch- bzw. deutschsprachigen Western erneut Online zu präsentieren. Einst war die Sammlung auf meiner längst vergessenen Wildwester-website zu finden. Sie entstand zwischen 2002 und 2007, damals illustrierende Beigaben wurden zum Teil nicht übernommen. (im September 2022)


ZITATE DES MONATS

Bei der Lektüre von Western finden sich immer wieder Zitate,

die es verdient haben, dem versteckten Dasein zwischen Buchdeckeln entrissen zu werden,
weil sie - auch allein für sich stehend - besonders aussagekräftig sind.
Hier nun eine Auswahl dieser literarischen Leckerbissen, die kontinuierlich erweitert werden soll.
Dankbar bin ich auch für Zitate aus den Reihen der Leser (bitte mit Quellenangabe.)


Juli 2007
Fred Larsen [d.i. Armin Otto Huber] erzählte 1969 in seinem Roman Land ohne Sonne und Frauen von den Erlebnissen dreier Ex-Tramps in Kanadas Norden:

"Dutchy Norske und Cockney zimmern sich wahrhaft ein Floß zurecht, um in das Reich des unbekannten Nordens vorzudringen. Holz ist im Überfluß und für nichts zu haben. Eine Axt und verschiedene Gerätschaften 'borgt' ihnen der Chinamann vom Restaurant 'Zum Spuck-Pie'. Mit Nägeln, Stricken und anderlei Kram ist der Gelbe auch nicht geizig. Er weiß, daß seine unangenehme Kundschaft in den Norden will, und fördert daher die baldige Abreise mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln. Er gibt gern 'Kredit' mit einigem Proviant, den er in einem kleinen Laden führt, wenn er damit nur das Schweigen der drei erkaufen kann. Diese haben natürlich kein Interesse daran, den armen Halunken 'nahrungsmitelpolizeilich' zur Strecke zu bringen, denn sie hoffen, daß ihm die Lektion genügen wird; sie sind auch keine Engel und mögen darum auch keinen Stein auf Mr. Chink werfen."

Fred LARSEN, Land ohne Sonne und Frauen. Das Quelle-Buch o.O. [1969], S. 19 f.


Juni 2007
Ben Daggett kehrt nach jahrelanger Abwesenhheit nach Silverhorn zuück. Hier muss er Entscheidungen für sein weiteres Leben treffen. Kenneth Fowler berichtet in seinem erstmals 1955 veröffentlichten Roman Zwischen zwei Feuern (Original: Summons to Silverhorn) davon:

"Ben atmete wieder langsam und tief ein. Die Luft war so weich wie ein Kuß, so sanft wie Lindas Kuß. Aber damit würde es nun bald vorbei sein.
Er schüttelte den Kopf und begann die Straße entlangzugehen. Manchmal schien der starrsinnige Stolz eines Mannes sinnlos zu sein - so sinnlos wie seine Bereitschaft, diese Straße entlangzugehen und auf sich schießen zu lassen -, nur um des törichten Wunsches willen, daß man ihn nicht für einen Feigling halten solle. Warum kehre ich nicht um, ehe es zu spät ist? dachte er. Grimmig tönte die Antwort wie ein Echo in seinen Gedanken wider: Es ist jetzt schon zu spät!y
Er konnte zwar immer noch die Stadt verlassen, aber dann könnte er nie wieder zurückkehren; nicht einmal um Lindas willen. Niemals könnte er in einen Ort zurückkommen, wo er feige davongelaufen war."

Kenneth FOWLER, Zwischen zwei Feuern. Erich Pabel Verlag - Rastatt 1965 [=Pabel Taschenbuch, 156], S. 156


Mai 2007
Nach dem italienischen ComicKlassiker Tex des vergangenen Monats, habe ich für den Mai 2007 die Originalzeichnung einer jungen Künstlerin ausgewählt. Larissa Kußin bietet uns ihre Interpration einer klassischen Westernszene, ein berittener Cowboy in Rückenansicht bewacht eine Herde texanischer Longhorns - ein Motiv, das Bilder hervorruft, wie sie uns aus vielen Büchern, Filmen und visuellen Darstellungen vertraut sind.


© by Larissa Kußin, 2007


April 2007
Tex ist der grosse Klassiker unter den italienischen Westerncomics. Entwickelt vor mehr als 50 Jahren von Gianluigi Bonelli (Text) und Aurelio Galleppini (Zeichnungen) erscheint die Serie noch heute, gestaltet von verschiedenen Zeichnern und Textern. Im Jahr 2000 wurde in der Nebenreihe Maxi Tex der Band I due volti della vendetta (Segura (T) / Repetto (Z)) veröffentlicht, aus dem unser Bildzitat stammt. Dem Argentinier Repetto gelingen hier atmosphärische dichte Zeichnungen, die sein Artwork zu einem der besten innerhalb der Reihe machen.


Segura / Repetto, I due volti della vendetta. Sergio Bonelli Editore - Milano 2000, S. 270


März 2007
James Oliver Curwood schrieb 1921 seinen Roman The Alaskan, der in Grossbritannien als (The Last Frontier veröffentlicht wurde und in Deutschland unter dem Titel An den Grenzen der Welt erschien. - Das Leben an der Frontier spielt hier eine wichtige Rolle:

"Nach dem Essen erzählte er, während er mit dem Rücken behaglich gegen einen Baum lehnte, von den alten Zeiten, als wäre es gestern oder vorgestern gewesen. Vor genau einer Wocher war er, wie er sagte, sechzig Jahre alt geworden, und er zweifelte stark daran, ob er noch viel länger an der Küste bei Cordova bliebe. Sibirien zog ihn an - diese verbotene Welt voller Abenteuer, Geheimnissen und gewaltigen Möglichkeiten, die nur ein paar Meilen von Seward entfernt jenseits der Beringstrasse lag. [...] Er verfluchte die Kosakengesetze und die Schutzmaßnahmen, welche der amerikanischen Einwanderung im Wege standen. Dort gab es mehr Geld, als man es sich selbst von Alaska je hatte träumen lassen. Berge und Flüsse waren dort noch namenlos, riesige Gebiete warteten noch auf ihren Entdecker. Und er wollte hin, wenn er noch ein oder zwei Jahre leben sollte - um sein Glück oder sein Ende im Stanawoigebirge unter den Chukchistämmen zu finden. [...]
Das Land war so nah, kaum eine Nachtreise übers Beringsmeer, und doch war es so verboten wie das heilige Tibet. Alte Begierden wurden in Alans Blut wach, denn er wußte das unkultivierte sibirische Genzland was das letzte und gewaltigste auf Erden."

James Oliver Curwood, An den Grenzen der Welt. Th. Knaur Nachf. - Berlin o.J., S. 128 f.


Februar 2007
Im Jahr 1866 erschien die deutsche Erstausgabe von Kapitän Mayne Reids Roman Der Reiter ohne Kopf (Original: The Headless Horseman) in der Familienzeitschrift Zu Hause. Hier die ersten Sätze des alten Abenteuerromans:

"Auf die große Ebene von Texas, ungefähr 25 Meilen südlich von der alten spanischen Stadt San Anonio de Bejar, gießt die Mittagssonne ihre Strahlen von einem klaren, blauen Himmel nieder. Unter dem goldenen Licht begegnet uns eine Gruppe von Gegenständen, die nur wenig in Einklang steht mit der Landschaft, da in dieser nirgends eine menschliche Wohnung zu erblicken ist . - Die Gegenstände lassen sich auch aus großer Entfernung leicht unterscheiden - es sind mit gerippten, schneeweißen Planen bedeckte Lastwagen, zehn an der Zahl - kaum genug für eine Handelskarawane oder auch nur für ein Regierungsconvoi, daher wahrscheinlicher das Privateigenthum eines Auswanderers, der an der Küste gelandet hat und sich nach einer der neuesten Ansiedlungen an der Leona hinwendet. Der Zug geht so kriechend langsam über die Savanne, daß man von ihm kaum sagen kann, er bewege sich; doch deutet die lange Linie auf eine Marschordnung. Die dunklen Körper zwischen je zwei Wagen verrathen uns die Bespannung, und das Fortschreiten erkennt man aus dem Zurückweichen der in ihrer Mittagsruhe gestörten Antilopen, aus dem lärmenden Auffliegen des langbeinigen Strandpfeifers; Wild und Vogel scheinen sich zu wundern über die Reihe fremder Behemoths, durch welche sie in ihrem heimischen Bezirk gestört werden. - Kein weiteres Leben auf der Prärie, denn es ist die Tageszeit, in welcher die ganze regsame Tropenwelt erstarrt oder im Schatten Ruhe sucht. Nur der Mensch von Gewinnsucht oder Ehrgeiz gespornt, achtet nicht der Naturgesetze und des glühenden Sonnenstrahls."

Kapitän Mayne Reid [d.i. Thomas Mayne Reiu], Der Reiter ohne Kopf. Roman aus der texanischen Wildnis. Herausgegeben und mit einem Nachwort von K.J. Roth : Siegen 1992 [= Abenteuer-Archiv, 1.14] Reprint aufgrund des Zeitschriftenabdrucks in: Zu Hause, 1866, S. 4 f.


Januar 2007
In H.J. Stammel, der oftmals das Pseudonym Robert Ullman benutzte, gehörte zu den wichtigsten deutschen Westernautoren der 1950er - 1970er Jahre. In dem Roman Ohne Gnade zeichnet er eine dramatische Szene in einer kleinen Westernstadt. Es gelingt ihm dabei durch Andeutungen und die Verwendung kurzer, oft grammatikalisch unvollständiger Sätze gut eine Spannung aufzubauen:

"Sie standen auf der Straße. Drei Männer. Dicht nebeneinander. Die sengende Mittagssonne tauchte die Straße in blendend helles Licht. Es war heiß. Glühendheiß. Um diese Zeit war die Straße menschenleer. Wer nicht unbedingt hinausmusste, saß irgendwo in einer schattigen Ecke. Zwei Stunden vor und drei Stunden nach Mittag spielte sich alles Leben in den Häusern und auf den überdachten Straßen ab.
Mitten in der Sonne.
Genau vor dem Eingang von Hilger Musperbees General Store und den beiden Pferden, die vor ihm an den Holm gebunden waren. Schon allein die Tatsache, daß sich drei Männer der drückenden Hitze aussetzten, wäre Grund genug gewesen, stehenzubleiben und zuzusehen, was das bedeutete.
Aber wie die Männer dort standen.
Steif, hochaufgerichtet, regungslos. - Drohend ..."

Robert ULLMAN, Ohne Gande. Hamburg : Martin Kelter o.J. [= Ferner Westen. Land der harten Männer, Bd. 28], S. 3


Dezember 2006
In Robert William Services (1874-1958) klassischer Yukon-Ballade The Cremation of Sam McGee geht es um Sam McGee, dessen letzte Bitte an seinen Freund ist, ihn nach seinem Tod zu verbrennen, damit er es zumindest einmal in Alaska warm und gemütlich hat. Hier die Eingangsstrophe:

"There are strange things done in the midnight sun
By the men who moil for gold;
The Arctic trails have their secret tales
That would make your blood run cold;
The Northern Lights have seen queer sights
But the queerest they ever did see
Was that night on the marge of Lake Lebarge
I cremated Sam McGee."

zitiert nach: Rainer H. SCHMEISSNER, Yukon Song Book. Songs und Balladen aus dem "Gold Rush Country". Regensburg : Schmeissner 1997, S. 93 ff. [Eine schöne Rezitation der Ballade auch auf der CD: Johnny Cash : Personal File Columbia/Legacy 82796942652 [2006]


November 2006
Richard S. Wheeler stellt seinen Romanhelden Barnaby Skye vor:

"You want information about Skye [...] I know more about Barnaby Skye than any man alive. [...] You ask how he treats folks out ther - women, children, cultivated folks. Out there in that wild land, full of hostiles, roaring rivers, hailstorms, starvation, white and red renegades - and heaven knows what. O he'd surpise you, Barnaby Skye. He's read more than you have. He takes people of all sorts - scholars, women, clerks, children - even missionaries. [...] And he brought thme through trouble. I lack words to describe, my friend. Believe it ot not, life or death, hinged on a large cradle his wife Mary used to tote that boy. Life or death! But I won't get into that now, my friend. Just remember this: whenever men of the frontier talk about the best of them all, they all whisper the name Barnaby Sky - Mister Skye to you, suh. ... And it sounds like a prayer."

Richard S. WHEELER, Skye's West: The Far Tribes. New York : Tom Doherty Associates Book 1990, S. 1 ff.


Oktober 2006
Tom Taylor [d.i. Rolf Müller-Hillgendorff] beendet seinen Roman Verratene Weide mit einem Lied, bei dessen Text "einem wahrlich das Herz aufgeht":

"Und in seine himmlischen Träume hinein sang George, sein Cowboy, noch einmal das alte Traillied:

Wir trailen durch Senken und Hügel,
Wir trailen tagaus und tagein.
Wir reiten Bügel an Bügel
In die Ferne, die Ferne hinein.

Die Longhorns, sie stoßen und brüllen,
Die Bullpeitsche zischt und saust,
Und staubige Wolken verhüllen
Die Herde, die nordwärts braust.

Und Jimmy, der reitet zur Linken,
Beim Bullen der Trailboss wacht,
Im staubgrauen Gesicht ein Blinken,
Ein Coltschuß irgendwo kracht.

So trailen wir endlose Meilen
Durch Hitze, durch Kälte und Wind,
Doch meine Gedanken sie weilen
Bei dir, meinem herzigen Kind.

Der Trail geht auch einmal zu Ende,
Das Treiben ist einmal auch aus.
Dann reichen wir froh uns die Hände.
Und endlich dann bin ich zu Haus."

Tom TAYLOR, Verratene Weide, Wildwest-Roman. Hansa-Verlag : Münster [o.J.], S. 270 f.


September 2006
Begleiten wir William McLeod Raines Hauptfigur Randolph Sloan auf einem einsamen Ritt im Roman Klirrende Sporen (Jingling Spurs, dt.v. Hansheinz Werner). Die deutsche Übersetzung ist - wie leider üblich - gekürzt:

Deutsche Übersetzung: "Er blieb am Rand der Vorberge und kam durch ein Land mit Schluchten und trockenen Arroyos. Die warme, samtweiche Nacht war von einem Himmel von Sternen zugedeckt. Am Fuß des Hangs kam er an den Wänden eines verlassenen Adobehauses vorbei, das bereits wieder zur Erde zerfiel, aus der es entstanden war. Das Bild glich so sehr einem Friedhof, daß er erschauerte. Das Gesetz der Wüste war, daß sie am Ende alles wieder beanspruchte. Blumen starben, das Wasser in den Gräben hörte zu fließen auf, die Chollas schrumpften ein, die menschliche Besiedlung verschwand. Hier waren die begrabenen Hoffnungen des Hausbauers. Wo war er? Lebte er noch, oder war tot?"


Original: "He skirted the edge of the foothills across a country seamed with gullies, dry arroyos bounded by land spikes shooting out from the range above. Out of the lush darkness the mountains came vague and shadowy. The warm night, soft as velvet, was roofed by a sky of stars. He rode in and out among the green foliage of the huisache and the mesquite bushes. At the foot of a slope dotted with sahuaros he passed the wall of a deserted adobe house already crumbling back to the earth from which they had come. The xcene looked so like a graveyard that a shiver ran through him. The law of the desert is that it always claims its own again in the end. Flowers die. Water in irrigation ditches ceases to flow. The cholla becomes desiccated and shrunken. Human habitations fall into decay and mingle with the dust. Here were buried the hopes of somebody who had built that house. Where had he gone? Was he among the living or the dead?"

William McLeod RAINE, Klirrende Sporen. Goldring Verlag : Papenburg [April] 1957 - OT: [Jingling Spurs, Taschenbuchausgabe als: The Six-Gun Kid], dt.v. Hansheinz Werner - S. 100 f.
(Originalzitat:) William McLeod RAINE, The Six-Gun Kid (Jingling Spurs). A Signet Book, Published by the New American Library : New York 1952 [= Signet 973], p. 55


August 2006
William Colt MacDonald bietet einen stimmungsvollen Einstieg in seinen von Rudolf Röder übersetzten Roman Jenkins räumt auf (Peaceful Jenkins), wobei er auch kleine Details anspricht:

"Die Morgensonne brannte auf die Hauptstraße von Spanish Wells herab, vertiefte die Schatten zwischen den Häusern und brachte den Teer auf den neuen Brettergehsteigen beiderseits der staubigen, ungeplasterten Straße fast zum Kochen. Es war so heiß, daß die meisten Bürger in den Häusern blieben."

William Colt MacDONALD, Jenkins räumt auf. Helios Verlag : Bayreuth 1951 [Verlagsnummer H 46] - OT: Peaceful Jenkins, dt.v. Rudolf Röder - S. 5


Juli 2006
Seinen 1950 erstmals veröffentlichten klassischen Western No Survivors (dt. Der letzte Mann) beginnt Clay Fisher mit den folgenden Sätzen:

"Die Geschichte spricht mit vielen Zungen - und nicht alle berichten die Wahrheit. Es mag stimmen, daß man Captain Keoghs Pferd Comanche als einziges lebendiges Wesen achtundvierzig Stunden nach Custers letzter Schlacht an den Ufern des Little Bighorn gefunden hat - wie die Geschichtsbücher berichten. Doch es stimmt nicht, daß das Pferd der letzte Überlebende von General Custers Kommando gewesen ist. Es gab noch einen Überlebenden - aber achtundvierzig Stunden später war er schon weit entfernt vom Schlachtfeld und seinen schweigenden Toten. Und er ritt fort - hinaus aus den Blättern der Geschichte. Ich selbst war dieser Überlebende."

Clay FISHER, Der letzte Mann. in: Thomas JEIER (Hrsg.), Das Will Henry Western Lesebuch. Wilhelm Heyne Verlag : München 1987 [= Heyne Western 2758] 19-239, hier. 19


Juni 2006
Louis L'Amour lässt in einer seiner zahlreichen Kurzgeschichten die Hauptfigur knapp und lakonisch zusammenfassen, was passiert ist:

"He indicated Floren by a jerk of his head. 'feller there an' his partner come into my camp half dead. I gave 'em grub an' water. Second day they throwed down on me, tied me up, an' stole my outfit, includin' three pokes of gold.' 'Seen the gold,' Duffield said. 'Didn't figure him for no miner.'

Louis L'AMOUR, The Man from The Bitter Sands.. in: Ders., The Collected Short Stories of Louis L'Amour : The Frontier Stories. Volume One. Random House Large Print New York 2003, 26-46, hier: 35


Mai 2006
Max Evans schrieb 1961 seinen Roman (The Hi Lo Country), der erst anlässlich seiner Verfilmung im Jahr 1999 ins Deutsche übertragen wurde. Der Erzähler gibt seinem verstorbenen Freund den folgende Wunsch mit ins Grab:

"Ich ging zu meinem Pick-up, stieg ein und warf einen letzten Blick auf die Szene. 'Good bye, du alter Hurensohn', sagte ich. 'ich hoffe bloß, in der Hölle haben sie auch Broncos.'

Max EVANS, Hi-Lo Country.. Deutscher Taschenbuch Verlag : München 1999 [= dtv 8409], 6


April 2006
Thomas Jeier hat unter seinem Pseudonym Mark L. Wood nach langen Jahren erfreulicherweise wieder einmal einen Western als Romanheft veröffentlicht (Western-Legenden, Band 26). Jeier erzählt von der Jagd auf den bekannten Verbrecher Bill Doolin. Unprätentiös, in einem fast dokumentarischen Stil endet der Roman:

"'Waffe fallen lassen und Hände hoch!' befahl Heck Thomas.
Der Outlaw fuhr herum, zog den Colt und schoss. Seine Kugel ging am Ziel vorbei.
Heck Thomas feuerte als erster der Marshals. Die geballte Ladung seiner Schrotflinte riss Bill Doolin von den Beinen. Er war schon tot, als er den Boden berührte.
Der meistgesuchte Verbrecher des amerikanischen Westens war tot. Seine Leiche wurde auf dem Summit View Cementery in Guthrie begraben. In dem Teil, der für unerwünschte Personen reserviert war. Noch viele Jahre später wurden eine Frau und ein kleiner Junge dabei gesehen, wie sie vor dem Grab standen und leise beteten ... "

Mark L. WOOD, Jagd auf Bill Doolin.. Bastei-Verlag : Bergisch-Gladbach 2006 [= Western-Legenden, 26], 65


März 2006
Im Jugendbuch Fred der Wolftöter erzählt Karl Rode zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts von "Ernstem und Heiterem aus dem kanadischen Urwalde". Zeittypisch sind die deutschnationalen Töne, auf die selbst in diesem in Kanada spielenden Jugendbuch nicht völlig verzichtet wurde. Über den auf dem Bild zu sehenden Indianerjungen kann man am Ende des Buches lesen:

"Fritz Heindorf hat für das durch Wolftöterfred ihm hinterlassene Vermögen tausend Hektar Land um das Blockhäuschen herum angekauft, hat an Stelle des kleinen Blockhüttchens einen weiten Farmhof aufgebaut und Marie Frohme als sein Weib hineingeführt. Die Grabstelle des alten Knarrbaas und seines unglücklichen Weibes halten beide hoch in Ehren. Wambitschoa ist noch bei ihnen und lernt deutsche Sitte, deutsche Treue und deutsche Wahrhaftigkeit."

Karl RODE, Fred der Wolftöter. Ernstes und Heiteres aus dem kanadischen Urwald erlebt und erzählt . 2. Auflage Verlag von Levy & Müller : Stuttgart o.J., 278


Februar 2006
Hermann Fischer schrieb zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein typisches Jugendbuch mit dem Titel Der Engel der Grenze. Wilde Szenen aus Kentucky. Erzählung aus Amerikas Urwäldern. Er gibt seinen Lesern in diesem dünnen Bändchen eine kurze Einführung in die Verhältnisse im späten 18. Jahrhundert:

"Wohlauf nach Westen!
Der ferne Westen! Zu jener Zeit, in welche unsere Erzählung fällt, waren die schönen Ländergebiete von Ohio und Kentucky noch teilweise Jagdrevier der kupferfarbigen Eingeborenen, der Indianer vom Stamme der Shawanesen,Delawaren, Wyandots und vieler Anderer.
Die letzten Jahre des achtzehnten Jahrhunderts waren aufregende Zeiten für diese schönen Länder und wurden sowohl durch kühne, heldenmütige Abenteuer, als auch blutige Kämpfe ausgefüllt.
Tapfere Männer waren die weißen Ansiedler jener Zeit, welche stolz und heldenmütig die wilden Tiere und die noch wildere, entschlossene Rothaut bekämpften. Pfadfinder, wie Boone, Kenton und Harrod, waren in die Wälder und Wiesen dieses Landes eingedrungen, hatten den Bären in seiner Höhle aufgejagt, den Büffel auf der blumenreichen Savanne zu Boden geschlagen und das Reh im wilden Urwald verfolgt. Einmal nach Westen gewandert, blickten diese Helden niemals zurück, sondern drangen unaufhaltsam weiter vor. Sie brachen sich Bahn durch den unwegsamen Urwald, in dessen Schutz der rothäutige Krieger auf dem blutigen Kriegspfad daherschleicht, trotzten allen Gefahren und Schwierigkeiten, die sich ihnen in den Weg stellten, bis sie endlich doch den Sieg davontrugen.
Obwohl die wilden Indianer mit Ausdauer, heldenmütiger Tapferkeit und wilder Entschlossenheit ihre geliebten Jagdgründe bis aufs äußerste gegen die verhaßten weißen Männer verteidigten, wurden sie doch endlich von diesen bezwungen und mußten der unbesiegbaren Tatkraft ihres angelsächsichen Feindes weichen und ihre geliebte Heimat aufgeben."

Hermann FISCHER, Der Engel der Grenze. Wilde Szenen aus Kentucky. Erzählung aus Amerikas Urwäldern. Ed. Freyhoff's Verlag : Berlin o.J. [= Illustrierte Bibliothek der Reisen und Abenteuer, 13], 3 f.


Januar 2006
William MacLeod Raine (1871-1954) gehört in den in Deutschland leider viel zu unbekannten Klassikern des amerikanischen Western. Dies beweist er u.a. in einer erstmals 1932 veröffentlichten kurzen Story mit dem Titel Doan Whispers Es geht um das nicht immer ganz rechtmässige Bränden von Kälbern. Hier muss ein Rustler Sachen erleben, die ihn in seiner "Berufsehre" deutlich kränken:

"Where in Mexico were his B O calves? An uneasy suspicion jumped to his mind. With a savage curse he rose to his feet. Buck did not need to investigate further to know that he had been put out of business, that he had nothing left but the scrub cows with which he had started. This was Corcoran's work, of course. While Buck had been away at San Antonio the 3 C riders had held a roundup. Every B O calf on the range had been branded B O B in a box. He was beaten. No matter how fast his running iron changed the 3 C to B O, within a week the cowpunchers of Corcoran would turn the B O into the new brand B O B in a box. "Reckon I better drift to Arizona," Buck Ormsby said ruefully. "An honestful rustler doesn't get a break in this country."

William MacLeod RAINE, Doan Whispers. - In: Bill PRONZINI (Ed.), Wild Westerns. Stories from the Grand Old Pulps G. K. Hall & Co. : Boston, Mass. 1988, 71-77, hier: 77


Dezember 2005
Zane Greys Romane waren auch in Deutschland sehr erfolgreich. Sie erschienen zumeist in mehrfachen Übersetzungen. Sein Roman Der Mann mit dem Puma (Original: The Man of the Forest beginnt in einer Romanheftausgabe mit einer Hommage an die vom Autor besonders geliebten Landschaften Arizonas

"Um die Stunde des Sonnenunterganges war der Wald still und einsam, süß von dem Dufte der Tannen und Föhren. Er flammte in grünen, roten und goldenen Farben. Der Mann, der unter den riesigen Bäumen dahinglitt, schien in den Farben aufzugehen und im Verschwinden ein Teil des wilden Waldlandes zu werden. Old Baldy, der höchste Gipfel der Whoite Mountain - der Weißen berge - ragte rund, kahl und goldumsäumt im letzten Glanz der untergehenden Sonne auf. Als dann die feuerscheibe hinter dem Gipfeldom versank, kam ein Wandel über die schwarzen, wild gezackten Hänge - überall in dieser einsamen Bergwelt. Es war dicht bewaldetes und üppig bewässertes Land von dunklen Forsten und grasreichen Lichtungen, zehntausend Fuß über dem Meeresspiegel, auf allen Seiten durch die Wüste von Südarizona eingeschlossen - die unberührte heimat von Elch und Reh, von Bär und Puma, Wolf und Fuchs, und zugleich das Geburtsland und die unzugängliche Zuflucht der wilden Apachen."

Zane GREY, Der Mann mit dem Puma Zauberkreis Verlag Rastatt o.J., 3 [= Silber-Wildwest Exklusiv 123]


November 2005
Thomas Mayne Reid verfasste mit Die Heimat in der Wüste eine Abenteuergeschichte vor dem Hintergrund des amerikanischen Südwestens in Form einer Robinsonade. Die Erzählung beginnt, wie auch ein Roman von Karl May hätte beginnen können, mit einer Landschaftsbeschreibnung:

"Im Südwesten von Nordamerika breitet sich, von der langen Kette des unwirtsamen Felsengebirges in zwei fast gleiche Hälften geschieden, eine Länderstrecke von mehreren hundertausend Quadratkilometern aus, die mit vollem Rechte den Namen einer Wüste verdient. Flächen von wohl hundert bis zweihundert Kilometern Breite und Länge sind mit weißem Flugsande bedeckt, in welchem nur hie und da ein Pflänzchen, ein wenig Gras oder ein Strauch und Baum ein kärgliches Dasein zu fristen vermögen. Andere Flächen von nicht geringerer Ausdehnung sind ganz von verkrüppelten, graugrünblättrigen Beifuß- oder Wermutsträuchen, noch andere mit Lava, dem Auswurf feuerspeiender Berge, und wiederum andere mit einer weißen Salzkruste bedeckt. Dazwischen ziehen sich außer dem Felsengebirge kleinere Gebirge von verschiedener Höhe und mannigfachem Aussehen. Zum Teil sind es wunderlich geformte und gefärbte, ungeheure, nackte, übereinander gehäufte Felsenkolosse, zum T eil sind es aber auch Berge und Bergketten mit Fichten und Cedernwäldern. Nur hin wieder finden sich in der ungeheuern Wüste kleiner und größere Oasen mit gutem Quellwasser, fruchtbarem Boden, Auge und Herz erfreuender Vegetation und einer mannigfachen Tierwelt. - Es mögen nun vierzig Jahre her sein, da schritten an einem herrlichen Sommerspätnachmittage zwei Wanderer durch diese damals noch weit mehr als heutzutage unwirtliche, weglose und unbekannte, öfters von Indianern durchstreifte Wüste, in der es mächtige Distrikte gab, die wohl noch keines Menschen Fuß betreten hatte."

Mayne REID, Die Heimat in der Wüste. Erzählung aus den Wildnissen des Südwestens von Nordamerika Union Deutsche Verlagsgesellschaft Stuttgart Berlin Leipzig o.J., 5 [= Universal-Bibliothek für die Jugend] frei nach Mayne Reid für die deutsche Jugend bearbeitet von Richard Roth


Oktober 2005
Auch Homer Hattens Romanheld Clay Farrar hat etwas für Gesang übrig, wenn er nach dem bestandenen Abenteuer in dem Roman Mit dem Treck nach Santa Fé einem neuen Ziel entgegenreitet. Hattens 1951 zunächst beim amerikanischen Verlag Gold Medal (No. 157: Westport Landing) veröffentlichter Roman erschien in deutscher Übersetzung 1957 in der "Adventure Taschen Reihe" des Walter Lehning-Verlages, der sich ansonsten überwiegend auf die Herausgabe von Comics spezialisiert hatte:

"Er stand auf und pfiff, und das Pferd trottete auf ihn zu. Als er seine Decke zusammenrollte, stellte er zu seiner Überraschung fest, daß die schlechte Stimmung der vergangenen Nacht von ihm gewichen war, und als er im Sattel saß, spürte er eine Besessenheit in sich, die immer kam, wenn er sich etwas Neuem und Unbekanntem zuwandte. Er warf den kopf zurück und begann zu singen. Seine Stimme und der Rhythmus der ruhigen Pferdeschritte verschmolzen miteinander. Es war ein altes Lied, das in Texas gesungen wurde und an den Lagerfeuern der Santa Fé-Fährte.
  Oh, du findest ein Land, das weit ist und frei,
  Und einen Himmel, der blau ist, über dir,
  Und ein Mädchen aus Texas wartet in einer kleinen Stadt,
  Wartet, um dich zu lieben.
Er beugte sich vor und schlug seinem Pferd freundlich auf den Hals. 'Weißt du', sagte er, 'vielleicht ist Texas gar nicht so schlecht. Vielleicht ist es gar nicht so übel.' Heiter vor sich hinsummend, ritt er weiter, wie Männer es immer tun sollten, wenn Unbekanntes vor ihnen liegt -- lächelnd."

Homer HATTEN, Mit dem Treck nach Santa Fé Walter Lehning Verlag Hannover 1957, 141 [= Adventure Taschen Reihe, 7], deutsche Übersetzung von Walter Schulz-Brown


September 2005
Marty Robbins hat einst diese "Gunfighter-Ballade" weltbekannt gemacht. Der Text des Songs ist allerdings schon in der Sammlung Cowboy Songs and Other Frontier Ballads von Alan Lomax aus dem Jahr 1910 abgedruckt worden. Hier die erste Strophe und der Refrain von The Cowboy's Lament:

"As I walked out in the streets of Laredo,
As I walked out in Laredo one day,
I spied a poor cowboy wrapped up in white linen,
Wrapped up in white linen as cold as the clay.

Oh, beat the drum slowly and play the fife lowly,
Play the dead march as you carry me along;
Take me to the green valley, there lay the sod o'er me,
For I'm a young cowboy and I know I've done wrong.

B.A. BOTKIN, A Treasury of American Folklore Crown Publishers New York 1944, 859 f.


August 2005
Emil Droonberg, ein weiterer deutscher Autor der Jahre zwischen dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg, beginnt seinen Roman Am Nelsontrom mit der Schilderung einer etwas ungemütlichen Situation:

"Mit sengender Glut brannte die Sonne auf die Tausende von Geviertmeilen von Muskeg hernieder, der sich mit geringen Unterbrechungen nördlich und südlich des Nelsonstromes weit in das Land hinein dehnte, und lag in blendendem Widerschein auf den grauen schlammigen Wassern, die sich träge der Hudsonbai zuwälzten. Ich saß auf einem breiten Streifen festen Sandes, der hier das Nordufer des Stromes bildete, und beobachtete müßig meinen Gefährten, einen alten Siouxindianer, der nur wenige Schritte von mir entfernt auf einem über das Wasser hinausragenden Baumstumpfe hockte, beschäftigt, einige Fische für unsere Abendmahlzeit zu angeln. Der Hauptteil meiner Aufmerksamkeit war aber in Anspruch genommen durch die Abwehr der Moskitoschwärme, die wie dicke braune Wolken höllischen Unheils die Luft erfüllten. Sie sind der Fluch des kanadischen Norden und Alaskas, diese Moskitos. Und leider trägt auch der Umstand, daß man die unausgesetzten und unerhörten Quälereien nur durch das schönere Geschlecht dieser Ausgeburt der Hölle erleidet, nicht das geringste zu ihrer Milderung bei."

Emil DROONBERG, Am Nelsonstrom. Ein Roman aus Kanada Wilhelm Goldmann Verlag; Leipzig 7. Aufl. o.J., 5


Juli 2005
Zu Beginn ihres Romans Frei wie der Wind über den Mountain Man Jim Beckwourth gibt Leigh Brackett, die auch Drehbücher zu Westernfilmen verfasste, einen Überblick über St. Louis und den Pelzhandel im frühen 19. Jahrhundert:

"Im Jahre 1805 war Jim im Wagenzug seines Vaters aus Virginia hierher gekommen, um vor seinen sieben Jahre alten Augen ein ganzes neues Universum ausgebreitet zu finden. Da waren Blockhäuser und Indianerüberfälle und Skalpierungen, und die vielsprachigen überfüllten Straßen einer Stadt, die eher spanisch und französisch als amerikanisch war, aber wo alle Menschen in drei Sprachen von etwas redeten, das der 'Westen' hieß. 1806 hatte er nicht begreifend, aber trotzdem von einer ungeheuren Aufregung geschüttelt, Lewis und Clark den Fluß herunterkommen sehen, begrüßt von ganz St. Louis, und er hatte neue Wörter gelernt, die Namen von Gewässern, geheimisvoll und großartig in seinem Schädel hallend - der Missouri, der Yellowstone, der Columbia, der weite Pazifik. Seitdem hatten sich die Wörter vervielfacht wie die Menschen. Manuel Lisas Brigaden der Missouri-Pelz-Kompanie brachten die Felle den Fluß herunter, und Jim sah sie ankommen, sah sie wie Grizzlybären herumtoben und wieder losziehen, die harten, freien, schmutzigen Männer, ihre Kielboote gegen die Strömung stemmend, hinauf, hinauf, immer weiter hinauf, bis dorthin, wo die 'Schimmernden Berge' den Himmel trugen die ostwärts fließend Wasser endeten. Lisa war jetzt to und mit ihm viele andere, aber die Männer und die Boote zogen immer noch hinaus, und das Wort 'Westen' hatte immer noch den alten Klang."

Leigh BRACKETT, Frei wie der Wind. Ein Roman aus dem Wilden Westen (Follow the free wind) Wilhelm Goldmann Verlag; München 1965, 9 [= Goldmanns Gelbe Taschenbücher 1638]


Juni 2005
Olaj Eljens, ein deutscher Autor der Jahre zwischen dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg, erklärt zu Beginn seines Buches Jacinta - Die Tochter der Navajos was für einen echten Westmann ein Greenhorn ist - Karl May lässt schön grüssen:

"Er hat für ihn das bezeichnende Wort 'Greenhorn' oder zu deutsch: Grünschnabel. So ein Grünschnabel ist für ihn das verächtlichste Individuum, das es auf der Welt geben kann. Ein Mensch, der nicht mit offenen Augen um sich sehen kann, der sich in jeder noch so harmlosen Situation tollpatschig benimmt wie ein junger dummer Bär, der nicht mit seiner Waffe umzugehen versteht, der in der Gefahr Furcht zeigt oder seinen Gefährten im Stich läßt, für den hat er das Wort 'Grünschnabel, als Verstärkung noch 'ein ganz blutiger Grünschnabel."

Olaf ELJENS, Jacinta - Die Tochter der Navajos. 3 Reiseerzählungen aus dem amerikanischen Mittelwesten Drei-Eichen-Verlag Hermann Kissener; München Pasing o.J., 6 [Neuausgabe]


Mai 2005
Max Brand begann seinen Roman Der weisse Wolf mit einer Personenbeschreibung:

"In einer der oberen Schluchten des Winnemago-River traf Gannaway zum erstenmal mit dem Riesen zusammen. Gannaway war selbst kein Zwerg. Unter sengender Sommersonne, im zerrenden Wintersturm über die Rocky Mountains zu wandern, hatte ihm Muskel[n] von Eisen gegeben. Man brauchte nur in Adam Gannaways Gesicht zu sehen, dann wußte man, daß diesem Manne der schlimmste Schneesturm ebensowenig anhaben konnte, wie alle Schrecken der Wildnis."

Max BRAND, Der weisse Wolf (The White Wolf) Kynos Verlag; Mürlenbach 1982, 7


April 2005
Ergänzend zum Zitat vom März 2005, hier eine Abbildung des Gemäldes Advice on the Prairie von William T. Ranney aus dem Jahr 1853.


März 2005
Emerson Hough schrieb mit The Covered Wagon wohl den klassischen Roman über die Wagon Trains nach Oregon.

"They came now, slow footed, steady, low headed, irresistible, indomitable, the same locomotive power that carried the hordes of Asia into Eastern Europe long ago. And as in the days of that invasion the conquerors carried their households, their flocks and herds with them, so now did these half-savage Saxon folks have with them their all.
Lean boys, brown, barefooted girls flanked the trail with driven stock. Chickens clucked in coops at wagon side. Uncounted children thrust out tousled heads from the openings of the canvas covers. Dogs beneath, jostling the tar buckets, barked in hostile salutation. Women in slatted sunbonnets tuned impassive gaze from the high front seats, back of which, swung to the boys by leather loops, hung the inevitable family rifle in each wagon. And now, at the tail gate of every wagon, lashed fast for its last long journey, hung the also the family plow.
It was '48, and the grass was up. On to Oregon! The ark of our covenant with progress was passing out. Almost it might have been said to have held every living thing, like that other ark of old. [...]
The west bound paused at the Missouri, as once they had paused at the Don."

Emerson HOUGH, The Covered Wagon A Forge Book; New York 2000, 10 f.


Februar 2005
John A. Dinan zitiert zu Beginn seines Buches The Pulp Western eine Gedichtstrophe aus einem Buch von Edmund Pearson:

"Take up the long neglected pen,
Redeem its valiant steel from rust
And write these magic words again:
'Another redskin bit the dust!'"

John A. DINAN, The Pulp Western. A Popular History of the Western Fiction Magazin in America BearManor Media; Boalsburg, PA 2003, 1


Januar 2005
In einem alten Song wird Custer's Last Charge beschrieben. Hier die erste der neun Strophen:

"Across the Big Horn's crystal tide, against the savage Sioux,
A little band of soldiers charged, three hundred boys in blue,
In front rode blond-haired Custer bold, pet of the wild frontier,
A hero of a hundred fights, his deeds known far and near."

B. A. BOTKIN, A Treasury of Western Folklore. Crown Publishers Inc. New York Fifth Printing 1962, 745 f.


Dezember 2004
Stan Lynde schrieb am 5.7.1983 im letzten Panel seines Westerncomics Latigo mit den folgenden Worten:

"It's been a long trail, Trooper, and it's come to an ending of a sort and yet there are no real endings not even to live just new beginnings."

Stan LYNDE, Latigo. Book Three 1981-1983 Cottonwood Publishing, Kalispell, Mt. 1994, 168


November 2004
Michael Blake wurde durch die Romanvorlage zu Kevin Costners Dances with Wolves bekannt. In Der Himmel der Krieger (Marching to Valhalla) stellt er die letzten Wochen im Leben von George Armstrong Custer in Form von fiktiven Tagebucheinträgen Custers dar. Er schließt den Roman mit dem Eintrag zum 25. Juni 1876:

"Habe soeben Dandy mit John Burkman ans Ende unseres Zuges geschickt. In wenigen Augenblicken werde ich auf Vic sitzen, und wir werden aus dem Tal hinaufstürmen und gegen den Feind kämpfen. Ich werde vorneweg reiten, den Hornisten auf der einen Seite, den Fahnenträger auf der anderen, und ich werde dem Feind direkt in die Augen sehen."

Michael BLAKE, Der Himmel der Krieger. Historischer Roman. Bastei Verlag Gustav H. Lübbe, Bergisch-Gladbach 1997, 312 (deutsche Übersetzung von Joachim Honnef)


Oktober 2004
Matt Chisholm, der eigentlich Peter Christopher Watts (1919 - 1983) hieß, unter auch unter zahlreichen anderen Pseudonymen Western schrieb, begann einen seiner McAllister-Romane folgendermassen:

"Mike Soames war ein Sonnyboy. Mit seinen fünfundzwanzig Jahren hatte er noch immer nicht erkannt, weshalb er eigentlich auf der Welt war. Es interessierte ihn auch nicht besonders. Er lebte munter in den Tag hinein und erfreute sich an Whisky, Weib und Gesang, solange der Vorrat reichte. Und wenn er wieder einmal pleite war, pfiff er auf alles und machte sich auf und davon, um irgendwo anders sein Glück zu suchen. So wie jetzt."

Matt CHISHOLM, Sein Freund, das Halbblut. Bastei Verlag Gustav H. Lübbe, Bergisch-Gladbach 1971, 5 [= McAllister 6], deutsche Übersetzung von Joachim Honnef


September 2004
Hinter dem Namen S. Wörishöffer (1838 - 1890) verbarg sich eine Frau, deren Vorname Sophie nur als Initiale in ihren zahlreichen abenteuerlichen Jugendbüchern genannt wurde, um dem zumeist männlichen Leserpublikum einen Mann als Autor vorzugaukeln. Einige ihrer Abenteuerromane spielen auch im Westen Amerikas, z.B. Auf dem Kriegspfad. Hier finden wir zu Beginn des Buches Informationen über Indianer:

"Auf der Prärie hinter der letzten europäischen Ansiedlung am oberen Missouri lagerte eine bunt zusammengewürfelte Gesellschaft von Männern. Zum größten Teil waren es Amerikaner, darunter aber auch einige Deutsche. Etwas abseits an einem Baum lehnte ein Indianer vom Schwarzfuß-Stamm. Seine Gestalt war groß und geschmeidig, sein Blick scharf wie der des Adlers, sein Gesicht zeigte jene unnahbare Würde, die den rothäutigen Sohn Nordamerikas erst dann verläßt, wenn er nicht mehr frei durch die Prärie streift, sondern mit der Abhängigkeit von den Weißen sich auch einen Teil ihrer Laster angewöhnt hat."

S. WÖRISHÖFFER, Auf dem Kriegspfad. Moewig Verlag KG München 1976, 7


August 2004
Im Jahr 1939 wurde John Wayne als Ringo in John Fords Stagecoach endgültig zum Superstar. Die literarische Vorlage zum Film stammt von Ernest Haycox (1899-1950): Stage to Lordsburg (Postkutsche nach Lordsburg):

"Das war damals, als in unserem Land die Rauchsignale der Apachen von den Berggipfeln aufstiegen und man überall auf verkohlte Aschenvierecke stieß. Das war alles, was von den Farmhäusern übriggeblieben war. Die Abfahrt einer Postkutsche von Tonto war damals der Beginn eines Abenteuers, dessen glücklicher Ausgange mehr als fraglich war."

Ernest HAYCOX, Postkutsche nach Lordsburg. - In: Armin ARNOLD (Hrsg.): Westerngeschichten aus zwei Jahrhunderten. Philipp Reclam jun. Stuttgart 1981, 292-315, hier 292


Juli 2004
Der im Mai 2004 verstorbene norwegische Autor Kjell Halbing schrieb unter zahlreichen Pseudonymen (z.B. Louis Masterson, Leo Manning) Western. Einige Titel seiner 83-bändigen Morgan Kane-Reihe wurden auch in deutscher Sprache veröffentlicht. Hier einige Zeilen aus dem in der kuriosen Reval-Taschenbücher-Reihe erschienenen Roman Mit Stern und Colt:

"Es wimmelte nur so von Frauen im Spielsaal. Und fast alle waren hübsch. Sie hatten etwas von der leichten Nervosität an sich, die Katzen eigen ist. Kane war dieses Phänomen schon häufiger aufgefallen. Nur eine ganz bestimmte Sorte Frauen wurde durch das Spiel angezogen: inelligente, smarte, rastlose, abenteuerlustige Frauen, ohne daß man damit sagen konnte, sie seien leichtsinnig. Sie waren schnell und leicht begeistert und vergaßen ebenso schnell wieder. Kane zog diese Frauentypen den schwerfälligen, ernsten vor, die einen Hang zur Sentimentalität und Melancholie hatten."

Louis MASTERSON, Mit Stern und Colt. Melzer Verlag o.O. 1978 [Reval Taschenbücher, 1], 27 f.


Juni 2004
Vor mehr als 150 Jahren beschrieb Gabriel Ferry in seinem Klassiker Der Waldläufer (Le coureur bes bois) eine mexikanische Hazienda:

"Die Hacienda del Venado war, wie alle Wohnungen dieser Art an der indianischen Grenze, die den Einfällen umherschweifender Horden in diesen Steppen ausgesetzt sind, ebensowohl eine Art Festung als Landhaus. Von Backsteinen und Werkstücken erbaut, von einer mit Schießscharten versehenen Terrasse umageben, durch massive Thore verschlossen, konnte sie eine Belagerung durch Feinde aushalten, die erfahrener in der Kriegskunst waren, als die benachbarten Stämme der Apachen.
An einer Ecke erhob sich ein ebenfalls von Werkstücken erbauter Turm, über drei Stockwerke hoch, welcher die an die Hacienda stoßende Kapelle überragte. Dieser Turm konnte noch, im Falle der Hauptteil der Wohnung erbobert war, einen fast uneinnehmbaren Zufluchtsort gewähren.
Endlich umgab noch starkes Pfahlwerk von Palmbaumholz das Gebäude ganz und gar ebenso wie auch die Gesindewohnungen, welche für die Leute und Diener der Hacienda, für die Vaqueros und die gewöhnlichen Gäste bestimmt waren, die auf ihrer Vorbeireise von Zeit zu Zeit kamen und um eine kurze gastliche Aufnahme baten. Außerhalb dieser bevorzugten Umwallung bildeten etwa dreißig Hütten eine Art von kleinem Dorfe, bewohnt durch die Lohnarbeiter (peones) und ihre der Hacienda einverleibten Familien, die in Tagen der Gefahr Schutz und Zuflucht in der Festung suchen konten und dann zugleich die gewöhnliche Besatzung verstärkten." (Übersetzung: G. Füllner)

Gabriel FERRY, Der Waldläufer. Scenen aus dem mexikanischen Waldleben. 4 Bände in 2 Bänden, Otto Hendel Verlag (Hermann Hillger), Berlin o.J., I, 90 f.


Mai 2004
Der bekannte amerikanische AutorElmer Kelton schrieb zu Beginn eines Romans:

"Jameson erinnerte sich, wie Old Shad Blankenship vor fünf Jahren verächtlich geschnaubt hatte, als er ihn fragte, wie lange es noch dauern würde, bis die Büffel ausgerottet wären. 'By Jove!' hatte er ausgerufen. 'So eine dumme Idee, Junge! Büffel wird es in alle Ewigkeit geben. Zehntausend Jäger und die gesamte US-Kavellerie könnten nicht mehr als den jährlichen Zuwachs erlegen. Die Büffel ausrotten? Junge, du weißt nicht was du redest.' Und jetzt blieb ihm nichts anderes übrig, als nach Dodge City zurückzukehren, denn auch in Arkansas gab es keine Büffel mehr."

Elmer KELTON, Büffeljäger. Authentischer Roman aus dem amerikanischen Westen. Castrop-Rauxel o.J., 6


April 2004
Frank Reade, der Held zahlreicher amerikanischer Dime Novels des 19. Jahrhunderts, wird von seinem anonym gebliebenen Autor den zumeist wohl jugendlichen Lesern knapp vorgestellt:

"My name is Frank Reade and my home is in New York. By nature I am an inventor. I once invented a steam man with witch myself and a party of friends traversed the plains and had a world of adventures and hairbearth escapes."

[ohne Autorangabe], Frank Reade, The Inventor, Chasing the James Boys With His Steam Team. - In: Bill BROWN [Ed.]: Reading the West. An Anthology of Dime Westerns. Boston - New York 1997, 367


März 2004
G. F. Unger, der kommerziell wohl erfolgreichste deutschsprachige Westernautor des 20. Jahrhunderts, beschloß seine Romane oftmals mit einem Happy End:

"Wir hatten Glück gehabt - wir alle. Best Place würde nicht sterben. Das Land würde aufblühen. Die Siedler bekamen eine neue Heimat. Und ich würde Nancy bekommen. Und Frank Anita. Jed Stonewood blieb Sheriff. Ja so war es! Wir hatten gewonnen. Alle!"

G.F. UNGER, Sterbende Stadt. Bergisch-Gladbach 1976, 142


Februar 2004
In einem seiner zahlreichen Romane schrieb W. C. Tuttle (*1883), einst ein bekannter amerikanischer Westernautor, von dem allerdings nur wenige Titel ins Deutsche übertragen wurden, über das Leben der Cowboys:

"What a job! Forty-a-month plus frostbite. Out of the sack about five o'clock in the morning, the temperature about zero in the bunkhouse, outside ten or twelve below, and a wind blowing. You shiver into frozen overalls, fight your way down to the stable, where you harness a team of frosted horses, take'em out and hitch them to a hayrick wagon ... Man, it was romantic!"

W.C. TUTTLE, zitiert nach: Lee SERVER. Encyclopedia of Pulp Fiction Writers. Checkmark Books New York 2002, 259


Januar 2004
Jubal Troop, die Hauptfigur von Paul I[selin] Wellmans gleichnamigem Roman, den Delmer Daves 1955 als Jubal (dt. Verleihtitel: Der Mann ohne Furcht) verfilmte, kommt zu Beginn der Erzählung in eine Stadt im Westen:

"Die plumpen, ungestrichenen Blockhäuser, die verstreut auf der nächsten Anhöhe lagen, mitten in der rauhen Landschaft Dakotas, mußten zu Teton gehören. Ein leises Gefühl von Dankbarkeit regte sich in Jubals mattem Geist. Die furchtbare Kälte wirkte auch lähmend auf sein Gehirn. Diese Blockhäuser bedeuteten schützende Unterkunft und wärmendes Feuer ... und vielleicht war dort auch ein kleiner Holzkrug mit scharfem Whisky zu haben, der über die dumpfe Niedergeschlagenheit und Müdigkeit hinweghalf.
Aber kaum hatte er diesen Gedanken gefaßt, so verwarf er ihn auch schon wieder. Er erinnerte sich jetzt, daß er kein Geld, nicht ein einziges Silberstück in der Tasche hatte, und bekanntlich zeigten Schankkellner armen Leuten die kalte Schulter. Außerdem mußte er vor allem etwas essen. Sein großer, hagerer junger Körper wurde dauernd von nagendem Hunger gequält, der wie ein böser Unhold ihn ihm hauste und an seinen Eingeweiden fraß."

Paul I. WELLMAN. Jubal Troop. Scientia A.G. Zürich 1940, 9


Dezember 2003
In Walter van Tilburg Clarks klassischem Western Kurzer Prozess Sheriff! (The Ox Bow Incident), der 1943 unter gleichem Titel (dt. Verleihtitel: Ritt zum Ox-Bow mit Henry Fonda und Anthony Quinn verfilmt wurde, geht es um Lynchjustiz:

"Als der Mex endlich fertig war und sie heraufkamen, seilte man die drei Gefangenen mit gebundenen Händen in einer Reihe an.
'Vermutlich hat's keinen Zweck, Euch nochmals zu sagen, daß wir unschuldig sind?' fragte Martin.
'Gar keinen', versicherte ihm Tetley.
'Ich bitte ja nicht für mich', versuchte es Martin noch einmal.
'Auch andere Leute haben Familien gehabt und dran glauben müssen', entgegnete ihm Tetley. ''s ist dumm, doch nicht unsere Schuld.'
'Ihr kümmert Euch nicht um Gerechtigkeit', brauste Martin auf. 'Ihr kümmert Euch nicht einmal darum, ob ihr den rechten Mann habt oder nicht. Ihr wollt Euren Willen haben, das ist alles. Ihr habt etwas verloren und irgendwer muß dafür büßen; mehr wißt ihr nicht.'
Als Tetley bloß lächelte, da war's wieder aus mit Martins Beherrschung. ''s ist niemand da, der sich um sie kümmert; sie sind in einem fremden Land und 's niemand da, der sich ihrer annimmt. Kannst du denn das nicht verstehen, du Schlächter? Ihr müßt mich gehen lassen; wenn ein letzter Rest Menschlichkeit in Euch wohnt, müßt ihr mich gehen lassen. Schickt Leute mit mir, wenn Ihr wollt, ich erwarte gar nicht, daß Ihr mir traut; Ihr würdet niemandem trauen; Euer Schlag nie. Schickt doch Leute mit mir, aber laßt mich sie sehen, laßt mir ihnen den Weg ebnen, jemanden suchen, der ihnen beisteht.'"

Walter van Tilburg Clark Kurzen Prozess, Sheriff! Ein Roman aus dem wilden Westen. Ibis Verlag, Linz - Wien - Pittsburgh 1948, 259 f.


November 2003
Im Band 2 von Basteis neuer Westernromanheftreihe WESTERN-EXPRESS schreibt Cole Jackson über die Pioniere des Westens:

Burke Yates machte eine umschreibende Geste. 'Hier sind wir jetzt die Herren.' Und mit diesem Hier schloss er das ganze gewaltige Tal samt den Rindern ein. Nacheinander kamen die Männer herauf und blieben hinter den beiden stehen. Zum Schluss kam auch der alte Aby. [...] Er stand nicht lange da, der Alte, da liefen ihm die Tränen über das Gesicht. Das Leben hatte ihn hart mitgenommen. Burke legte ihm sanft die Hand auf die Schulter. 'Es wird eine Menge Arbeit geben, Aby.'"

Cole JACKSON Das weite Tal. Western-Express, 2 (Bastei Verlag, Bergisch-Gladbach 2003), 5


Oktober 2003
Allen William Colt MacDonald verstand es schon zu Beginn eines Romanes zu fesseln:

"Zwei graue Staubwolken schienen über die Alkali-Ebene dahinzujagen. Hinter ihnen, etwa eine Viertelmeile entfernt, folgte eine brüllende, fluchende und schießende Reitergruppe. Es waren mexikanische Milizsoldaten, die sich darauf versteift hatten, die zwei auf ihren schweißtriefenden Pferden dahinpreschenden Gringos zu fangen und auszulöschen. Die beiden Amerikaner ritten näher zusammen. Durch die von den Pferdehufen aufgewirbelten Sand- und Staubwolken trafen sich ihre Augen. Im gleichen Augenblick brachen sie in einen Lachanfall aus. ‚Es wird heiß, Tucson,' schrie der Kleinere. ‚Vielleicht sollten wir uns doch stellen?'"

William Colt MacDonald Rauchende Revolver [Restless Guns]. Helios Verlag Bayreuth 1951, 5


September 2003
N.C Wyeth bot um die Wende zum 20. Jahrhundert mit seinem Gemälde The Pay Stage ein romantisiertes Bild des Westens:


August 2003
Der amerikanische Autor Clifton Adams schrieb einmal über die Pflichten eines echten Westerners:

"Aber Sie sind der einzige, der Abhilfe schaffen kann, Owen. Ich weiß, es ist eine bittere Pille, und ich weiß, es ist schwer zu verstehen, warum gerade du aufgefordert wirst, dein Leben für Hunderte von Menschen aufs Spiel zu setzen, die selbst nichts tun wollen. Aber so ist es wohl immer gewesen einige wenige Männer mit Kraft und Wagemut waren bereit, im kritischen Moment in die Bresche zu springen, obwohl es nur selten ihre Aufgabe war. Erinnerst du dich an die Neuengland-Farmer bei Lexington und Concord? An die tapferen Texaner von Alamo? Waren das Männer, die eine Aufgabe erfüllten, Owen, oder trieb sie etwas anderes - was nur wenige verstehen können?"

Clifton ADAMS, Die Stunde des Todes [Law of the Trigger]. Erich Pabel Verlag Rastatt 1966, 42 f. [= Pabel Taschenbuch Western 267]


Juli 2003
Der amerikanische Autor Charles A[lden] Seltzer sinnierte in einem seiner klassischen Western über den Unterschied zwischen Stadt und Land:

"In den Städten ist es anders. Niemand hat Zeit, gen Himmel zu blicken, den fernen Horizont zu erforschen, dem frischen, kräftigen Wind die Stirn zu bieten, die Kraft und Reinheit der Natur in sich aufzunehmen. In den Städten tobt ständig der Kampf, der Kampf um Geld. Alles Planen und Streben dient nur einem Ziel: Macht oder Reichtum zu erringen. Man geht über Leichen. Die Gefühle der anderen sind unwichtig. Man steht mit beiden Füßen auf dem Boden. Fühllos, gleichgültig geht man seinen Weg durch den Tumult des Lebens."

Charles A. SELTZER, Die Banditen-Ranch [Doublecross Ranch]. Heinrich Döll & Co. Bremen [1950], 82


Juni 2003
Werner J. Egli erhielt vor wenigen Tagen den ELMER-KELTON-AWARD der "Deutschen Gesellschaft zum Studium des Western". Hier nun der Beginn eines seiner Jugendromane:

"Den Tod fürchtete er nicht. Er kannte ihn. Er war ihm auf den einsamen Pfaden fast zum Freund geworden. Zum einzigen Freund, dem er vertrauen konnte. Zum einzigen Gefährten, an dessen Seite er sich sicher fühlte und der immer bei ihm war, wenn eine Gefahr auf ihn lauerte. Auch jetzt spürte er seine Nähe. Irgendwo im düsteren Zwielicht des Waldes stand er, ein geduldiger Schatten mit einem ewigen Grinsen in seinem fahlen Gesicht.
Nein, er fürchtete ihn schon lange nicht mehr, aber sterben wollte er trotzdem nicht. Nicht jetzt, so kurz vor seiner Rückkehr. Der Pfad, dem er folgte, führte am Ende hinaus aus den Wäldern und in das Licht der Sonne, das in den Stromschnellen des Tennessee River blinkte, als wäre der Fluß aus purem Gold. Die letzten Meilen hatte er noch zurückzulegen, zehn vielleicht bis zur Cumberland Gap, einer tiefen Kerbe in den Allegheny Mountains, und ndann noch einmal fünfzig durch die Bergketten des Appalachen-Gebirges und dann noch ungefähr dreißig oder vierzig bis nach Caldwell's Meadow, jener kleinen Ansiedlung, an der er vor fast zwei Jahren vorbeigezogen war, um einen Geheimauftrag auszuführen.
Jetzt war er zurück. Beinahe zurück. Und sein Gefährte, der Tod, hatte ihn noch nicht verlassen. Ein Hauch, der die Blätter eines Busches bewegte und durch das Farnkraut strich. Ein Grinsen, das er mit geschlossenen Augen sehen konnte. Ein Schatten im Zwielicht des Waldes, das war sein Freund."

Werner J. EGLI, Ein Mann namens Lederstrumpf - Im Tal des Ohio C. Bertelsmann München 2. Aufl. 1994 [= Die Fort Mohawk Saga], 11-12


Mai 2003
Eine Kurzgeschichte stand am Beginn. Ihre Hauptfigur wurde zu einer der populärsten Figuren im Wilden Westen. Hier sind die ersten Sätze:

"Cisco Kid hatte sechs Männer getötet in mehr oder weniger fairem Kampf; außerdem hatte er etwa doppelt so viele Leute (meistens Mexikaner) ermordet, und schließlich hatte er noch eine weitaus größere Menge sonstwie außer Gefecht gesetzt; in seiner Bescheidenheit hatte er es unterlassen, diese Fälle genau zu zählen. Aus all diesen Gründen wurde er von einer Frau geliebt."

O. HENRY, Ein echter Kavalier. - In: Armin ARNOLD (Hrsg.): Westerngeschichten aus zwei Jahrhunderten. Philipp Reclam jun. Stuttgart 1981, 119-136, hier 119


April 2003
Am Ende eines Abenteuers brauchen die Helden etwas Entspannung; dies kann Kurt Selter in einer Flying Jack-Geschichte bestätigen:

"Der Sheriff hatte Mühe, den Verbrecher [einen Wirt] abzuführen, denn die erregte Menge wollte ihn sofort lynchen. Aber Jack und Danny schlugen sich auf seine Seite und hielten die Leute mit ihren Revolvern so lange in Schach, bis der Sheriff seinen Gefangenen in Sicherheit gebracht hatte.
'Schätze, der Bursche gehört vor ein richtiges Gericht, Jungens', meinte Jack, nachdem er seine Colts wieder eingesteckt hatte. 'Tut gut daran, wenn ihr euch das immer vor Augen haltet. Und nun, denke ich, trinken wir alle einen auf meine Rechnung. Aber gehen wir dazu in ein Lokal, wo es auch noch einen Wirt gibt.' Damit hatte er den Frieden wieder hergestellt."

[Kurt SELTER, Zwischen Banditen und Pfahlmännern. Erich Pabel Verlag, Rastatt 2. Aufl. 1952 [= Flying Jack Taschenbuch 3], 128]


März 2003
Auch Frank Sander [d.i. Otto Neitsch] versteht es mit wenigen Worten die Atmosphäre einer Stadt im Wilden Westen zu skizzieren:

"Zwei Kneipen, einen Store und ein oder anderthalb Dutzend Häuser gab es in Alderpark. Die Zahl der Häsuer ließ sich deshalb nicht genau bestimmen, weil man in diesem verlassenen Nest an der Grenze von Utah und Nevada nie genau sagen konnte, was Haus und was Scheune war."

[Frank SANDER, Flucht vor Dick Gerson. Henry Burmester Verlag, Wildeshausen bei Bremen 2. Aufl. 1950, 5]


Februar 2003
Max Brands "einsamer" Held Jim Silver verläßt seine Freunde am Ende des Romans Arizona-Jim (Silvertip's Search):

"'Abschiednehmen erfordert ein besonders Talent, das mir fehlt. Gott segne euch beide. Ich muß im Norden einen großen Auftrag erfüllen, aber eines Tages sehen wir uns wieder - in Texas, vielleicht in San Nicador, aber irgendwo gewiß!' Jim Silver
'Warum?' rief das Mädchen aus. 'Was für ein Anlaß mag ihn uns entführt haben?' Mit trauriger Miene beantwortete Rap Brender diese Frage: 'Er hat es im Blut. [...] In erster Linie aber hat er uns verlassen, weil wir jetzt seine Hilfe nicht mehr brauchen.' [...]
Und Jim Silver?
[... Er] befand er sich bereits weit oben im Norden. Am Eingang eines Passes, der hoch, jenseits der Baumgrenze, über verlassenes Gebirge führte hielt er Parade an. Aber Jim Silver lächelte, während der eisige Wind alle trüben Gedanken von seiner Seele fegte. Er fühlte sich frei wie die Wildenten, die in einem verschwommenen, grauen Keil über ihn nordwärts zogen. Gleich einer melancholischen Musik klang ihr Lied der Freiheit zu dem einsamen Reiter herab.

[Max BRAND, Arizona-Jim. Droemersche Verlagsanstalt, München 1949, 238-239]


Februar 2003
Hier kommt die Erinnerung an eine vergleichbare Szene: Der Held reitet auf Jolly Jumper in den
Sonnenuntergang:

"I'm a poor lonesome cowboy,
and a long, long way from home"

[Auflösung: Der Sänger ist natürlich Lucky Luke; das Lied singt er am Ende von fast jedem Album der Comicserie.]


Januar 2003
Ernest Haycox schrieb 1941 in Die Goldschlucht (Alder Gulch) über die Pflichten der "Guten und Gerechten",
wobei natürlich die Frage auftaucht: Wer kann/darf bestimmen was "gut und gerecht" ist?

"'Die Guten und Gerechten stehen am Anfang immer allein. Sie müssen immer leiden, am Anfang. Aber dann, wenn sie den Weg zeigen, folgen ihnen die anderen. Den rechten Weg zeigen, das ist die Pflicht der Guten und Gerechten.'
'Du willst also deines Bruders Hüter sein?'
'Natürlich', sagte Pfouts. 'Du nicht?'
'Nein', sagte Pierce grob. 'Ich bin mein eigener Hüter.'
Pfouts lächelte milde. 'Mein Junge, du bist zu hart. Manche sehen die Wahrheit, manche sehen sie nicht. Die Starken müssen ihre Stärke den Schwachen leihen, sonst wird es keine Gerechtigkeit geben. Und die, welche die Wahrheit sehen, müssen die Blinden sehen lehren, sonst wird es keine Wahrheit geben.'
'Kein Mann', sagte Pierce, 'hat mir je in der Not beigestanden. Kein Gesetz hat sich je darum bemüht, mich zu beschützen. Ich kenne nur ein Gesetz, und das habe ich mir selber schaffen müssen. Kennst du es? Hilf dir selbst und bleib am Leben.'"

[Ernest HAYCOX, Die Goldschlucht. Wilhelm Heyne Verlag, München 1969, 110-111]


November 2002
Treffend und knapp charakterisiert Frederick R. Bechdolt
in der ursprünglich 1926 veröffentlichten Kurzgeschichte Across the Rio Grande
seine Hauptfigur, als er eine andere Person sagen lässt:

"Seen him work. Seen him fight - that time we run them Apaches
down into the Sierra Madre. Seen him drink in Tombstone.
He suits me."

[Frederick R. BECHDOLT,Across the Rio Grande. - In: Leo MARGULIES (Ed.), Selected Western Stories, Popular Library, New York 1949 (No. 187), 17]


November 2002
Owen Wisters namenloser Übervater aller Westernhelden The Virginian stellt im gleichnamigen Klassiker aus dem Jahr 1902 gleich zu Beginn klar, wie seine Einstellung zu Trampas - seinem Gegenspieler im Roman ist. Hier das wohl "klassischste" aller Westernzitate:

"When you call me that, smile."

!!! Originalillustration von Arthur I. Keller zum Zitat, aus der Erstausgabe des Romans !!!

[Owen WISTER,The Virginian. A Horseman of the Plains. Macmillan & Co. London 1902 [2. Ed., Sept. 1902], 29, Ill. nach 28]


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