ZITATE DES MONATS
Bei der Lektüre von Western finden sich immer wieder Zitate,
die
es verdient haben, dem versteckten Dasein zwischen Buchdeckeln
entrissen zu werden,
weil sie - auch allein für sich
stehend - besonders aussagekräftig sind.
Hier nun eine
Auswahl dieser literarischen Leckerbissen, die kontinuierlich
erweitert werden soll.
Dankbar bin ich auch für Zitate aus
den Reihen der Leser (bitte mit Quellenangabe.)
Juli
2007
Fred Larsen [d.i. Armin Otto Huber] erzählte 1969 in
seinem Roman Land ohne Sonne und Frauen von den Erlebnissen
dreier Ex-Tramps in Kanadas Norden:
"Dutchy Norske und Cockney zimmern sich wahrhaft ein Floß zurecht, um in das Reich des unbekannten Nordens vorzudringen. Holz ist im Überfluß und für nichts zu haben. Eine Axt und verschiedene Gerätschaften 'borgt' ihnen der Chinamann vom Restaurant 'Zum Spuck-Pie'. Mit Nägeln, Stricken und anderlei Kram ist der Gelbe auch nicht geizig. Er weiß, daß seine unangenehme Kundschaft in den Norden will, und fördert daher die baldige Abreise mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln. Er gibt gern 'Kredit' mit einigem Proviant, den er in einem kleinen Laden führt, wenn er damit nur das Schweigen der drei erkaufen kann. Diese haben natürlich kein Interesse daran, den armen Halunken 'nahrungsmitelpolizeilich' zur Strecke zu bringen, denn sie hoffen, daß ihm die Lektion genügen wird; sie sind auch keine Engel und mögen darum auch keinen Stein auf Mr. Chink werfen."
Fred LARSEN, Land ohne Sonne und Frauen. Das Quelle-Buch o.O. [1969], S. 19 f.
Juni
2007
Ben Daggett kehrt nach jahrelanger Abwesenhheit nach
Silverhorn zuück. Hier muss er Entscheidungen für sein
weiteres Leben treffen. Kenneth Fowler berichtet in seinem
erstmals 1955 veröffentlichten Roman Zwischen zwei
Feuern (Original: Summons to Silverhorn) davon:
"Ben
atmete wieder langsam und tief ein. Die Luft war so weich wie ein
Kuß, so sanft wie Lindas Kuß. Aber damit würde es
nun bald vorbei sein.
Er schüttelte den Kopf und begann die
Straße entlangzugehen. Manchmal schien der starrsinnige Stolz
eines Mannes sinnlos zu sein - so sinnlos wie seine Bereitschaft,
diese Straße entlangzugehen und auf sich schießen zu
lassen -, nur um des törichten Wunsches willen, daß man
ihn nicht für einen Feigling halten solle. Warum kehre ich nicht
um, ehe es zu spät ist? dachte er. Grimmig tönte die
Antwort wie ein Echo in seinen Gedanken wider: Es ist jetzt schon zu
spät!y
Er konnte zwar immer noch die Stadt verlassen, aber
dann könnte er nie wieder zurückkehren; nicht einmal um
Lindas willen. Niemals könnte er in einen Ort zurückkommen,
wo er feige davongelaufen war."
Kenneth FOWLER, Zwischen zwei Feuern. Erich Pabel Verlag - Rastatt 1965 [=Pabel Taschenbuch, 156], S. 156
Mai
2007
Nach dem italienischen ComicKlassiker Tex des
vergangenen Monats, habe ich für den Mai 2007 die
Originalzeichnung einer jungen Künstlerin ausgewählt. Larissa
Kußin bietet uns ihre Interpration einer klassischen
Westernszene, ein berittener Cowboy in Rückenansicht bewacht
eine Herde texanischer Longhorns - ein Motiv, das Bilder hervorruft,
wie sie uns aus vielen Büchern, Filmen und visuellen
Darstellungen vertraut sind.
© by Larissa Kußin, 2007
April
2007
Tex ist der grosse Klassiker unter den italienischen
Westerncomics. Entwickelt vor mehr als 50 Jahren von Gianluigi
Bonelli (Text) und Aurelio Galleppini (Zeichnungen)
erscheint die Serie noch heute, gestaltet von verschiedenen Zeichnern
und Textern. Im Jahr 2000 wurde in der Nebenreihe Maxi Tex der
Band I due volti della vendetta (Segura (T) / Repetto (Z))
veröffentlicht, aus dem unser Bildzitat stammt. Dem
Argentinier Repetto gelingen hier atmosphärische
dichte Zeichnungen, die sein Artwork zu einem der besten innerhalb
der Reihe machen.
Segura / Repetto, I due volti della vendetta. Sergio Bonelli Editore - Milano 2000, S. 270
März
2007
James Oliver Curwood schrieb 1921 seinen Roman The
Alaskan, der in Grossbritannien als (The Last Frontier veröffentlicht
wurde und in Deutschland unter dem Titel An den Grenzen der
Welt erschien. - Das Leben an der Frontier spielt hier eine
wichtige Rolle:
"Nach
dem Essen erzählte er, während er mit dem Rücken
behaglich gegen einen Baum lehnte, von den alten Zeiten, als wäre
es gestern oder vorgestern gewesen. Vor genau einer Wocher war er,
wie er sagte, sechzig Jahre alt geworden, und er zweifelte stark
daran, ob er noch viel länger an der Küste bei Cordova
bliebe. Sibirien zog ihn an - diese verbotene Welt voller Abenteuer,
Geheimnissen und gewaltigen Möglichkeiten, die nur ein paar
Meilen von Seward entfernt jenseits der Beringstrasse lag. [...] Er
verfluchte die Kosakengesetze und die Schutzmaßnahmen, welche
der amerikanischen Einwanderung im Wege standen. Dort gab es mehr
Geld, als man es sich selbst von Alaska je hatte träumen lassen.
Berge und Flüsse waren dort noch namenlos, riesige Gebiete
warteten noch auf ihren Entdecker. Und er wollte hin, wenn er noch
ein oder zwei Jahre leben sollte - um sein Glück oder sein Ende
im Stanawoigebirge unter den Chukchistämmen zu finden. [...]
Das
Land war so nah, kaum eine Nachtreise übers Beringsmeer, und
doch war es so verboten wie das heilige Tibet. Alte Begierden wurden
in Alans Blut wach, denn er wußte das unkultivierte sibirische
Genzland was das letzte und gewaltigste auf Erden."
James Oliver Curwood, An den Grenzen der Welt. Th. Knaur Nachf. - Berlin o.J., S. 128 f.
Februar
2007
Im Jahr 1866 erschien die deutsche Erstausgabe von Kapitän
Mayne Reids Roman Der Reiter ohne Kopf (Original: The
Headless Horseman) in der Familienzeitschrift Zu Hause. Hier die
ersten Sätze des alten Abenteuerromans:
"Auf die große Ebene von Texas, ungefähr 25 Meilen südlich von der alten spanischen Stadt San Anonio de Bejar, gießt die Mittagssonne ihre Strahlen von einem klaren, blauen Himmel nieder. Unter dem goldenen Licht begegnet uns eine Gruppe von Gegenständen, die nur wenig in Einklang steht mit der Landschaft, da in dieser nirgends eine menschliche Wohnung zu erblicken ist . - Die Gegenstände lassen sich auch aus großer Entfernung leicht unterscheiden - es sind mit gerippten, schneeweißen Planen bedeckte Lastwagen, zehn an der Zahl - kaum genug für eine Handelskarawane oder auch nur für ein Regierungsconvoi, daher wahrscheinlicher das Privateigenthum eines Auswanderers, der an der Küste gelandet hat und sich nach einer der neuesten Ansiedlungen an der Leona hinwendet. Der Zug geht so kriechend langsam über die Savanne, daß man von ihm kaum sagen kann, er bewege sich; doch deutet die lange Linie auf eine Marschordnung. Die dunklen Körper zwischen je zwei Wagen verrathen uns die Bespannung, und das Fortschreiten erkennt man aus dem Zurückweichen der in ihrer Mittagsruhe gestörten Antilopen, aus dem lärmenden Auffliegen des langbeinigen Strandpfeifers; Wild und Vogel scheinen sich zu wundern über die Reihe fremder Behemoths, durch welche sie in ihrem heimischen Bezirk gestört werden. - Kein weiteres Leben auf der Prärie, denn es ist die Tageszeit, in welcher die ganze regsame Tropenwelt erstarrt oder im Schatten Ruhe sucht. Nur der Mensch von Gewinnsucht oder Ehrgeiz gespornt, achtet nicht der Naturgesetze und des glühenden Sonnenstrahls."
Kapitän Mayne Reid [d.i. Thomas Mayne Reiu], Der Reiter ohne Kopf. Roman aus der texanischen Wildnis. Herausgegeben und mit einem Nachwort von K.J. Roth : Siegen 1992 [= Abenteuer-Archiv, 1.14] Reprint aufgrund des Zeitschriftenabdrucks in: Zu Hause, 1866, S. 4 f.
Januar
2007
In H.J. Stammel, der oftmals das Pseudonym Robert
Ullman benutzte, gehörte zu den wichtigsten deutschen
Westernautoren der 1950er - 1970er Jahre. In dem Roman Ohne
Gnade zeichnet er eine dramatische Szene in einer kleinen
Westernstadt. Es gelingt ihm dabei durch Andeutungen und die
Verwendung kurzer, oft grammatikalisch unvollständiger Sätze
gut eine Spannung aufzubauen:
"Sie
standen auf der Straße. Drei Männer. Dicht nebeneinander.
Die sengende Mittagssonne tauchte die Straße in blendend helles
Licht. Es war heiß. Glühendheiß. Um diese Zeit war
die Straße menschenleer. Wer nicht unbedingt hinausmusste, saß
irgendwo in einer schattigen Ecke. Zwei Stunden vor und drei Stunden
nach Mittag spielte sich alles Leben in den Häusern und auf den
überdachten Straßen ab.
Mitten in der Sonne.
Genau
vor dem Eingang von Hilger Musperbees General Store und den beiden
Pferden, die vor ihm an den Holm gebunden waren. Schon allein die
Tatsache, daß sich drei Männer der drückenden Hitze
aussetzten, wäre Grund genug gewesen, stehenzubleiben und
zuzusehen, was das bedeutete.
Aber wie die Männer dort
standen.
Steif, hochaufgerichtet, regungslos. - Drohend ..."
Robert ULLMAN, Ohne Gande. Hamburg : Martin Kelter o.J. [= Ferner Westen. Land der harten Männer, Bd. 28], S. 3
Dezember
2006
In Robert William Services (1874-1958)
klassischer Yukon-Ballade The Cremation of Sam McGee geht
es um Sam McGee, dessen letzte Bitte an seinen Freund ist, ihn nach
seinem Tod zu verbrennen, damit er es zumindest einmal in Alaska warm
und gemütlich hat. Hier die Eingangsstrophe:
"There
are strange things done in the midnight sun
By the men who moil
for gold;
The Arctic trails have their secret tales
That
would make your blood run cold;
The Northern Lights have seen
queer sights
But the queerest they ever did see
Was that
night on the marge of Lake Lebarge
I cremated Sam McGee."
zitiert nach: Rainer H. SCHMEISSNER, Yukon Song Book. Songs und Balladen aus dem "Gold Rush Country". Regensburg : Schmeissner 1997, S. 93 ff. [Eine schöne Rezitation der Ballade auch auf der CD: Johnny Cash : Personal File Columbia/Legacy 82796942652 [2006]
November
2006
Richard S. Wheeler stellt seinen Romanhelden Barnaby
Skye vor:
"You want information about Skye [...] I know more about Barnaby Skye than any man alive. [...] You ask how he treats folks out ther - women, children, cultivated folks. Out there in that wild land, full of hostiles, roaring rivers, hailstorms, starvation, white and red renegades - and heaven knows what. O he'd surpise you, Barnaby Skye. He's read more than you have. He takes people of all sorts - scholars, women, clerks, children - even missionaries. [...] And he brought thme through trouble. I lack words to describe, my friend. Believe it ot not, life or death, hinged on a large cradle his wife Mary used to tote that boy. Life or death! But I won't get into that now, my friend. Just remember this: whenever men of the frontier talk about the best of them all, they all whisper the name Barnaby Sky - Mister Skye to you, suh. ... And it sounds like a prayer."
Richard S. WHEELER, Skye's West: The Far Tribes. New York : Tom Doherty Associates Book 1990, S. 1 ff.
Oktober
2006
Tom Taylor [d.i. Rolf Müller-Hillgendorff] beendet
seinen Roman Verratene Weide mit einem Lied, bei dessen
Text "einem wahrlich das Herz aufgeht":
"Und
in seine himmlischen Träume hinein sang George, sein Cowboy,
noch einmal das alte Traillied:
Wir trailen durch Senken
und Hügel,
Wir trailen tagaus und tagein.
Wir reiten
Bügel an Bügel
In die Ferne, die Ferne hinein.
Die
Longhorns, sie stoßen und brüllen,
Die Bullpeitsche
zischt und saust,
Und staubige Wolken verhüllen
Die
Herde, die nordwärts braust.
Und Jimmy, der reitet
zur Linken,
Beim Bullen der Trailboss wacht,
Im staubgrauen
Gesicht ein Blinken,
Ein Coltschuß irgendwo kracht.
So
trailen wir endlose Meilen
Durch Hitze, durch Kälte und
Wind,
Doch meine Gedanken sie weilen
Bei dir, meinem
herzigen Kind.
Der Trail geht auch einmal zu Ende,
Das
Treiben ist einmal auch aus.
Dann reichen wir froh uns die
Hände.
Und endlich dann bin ich zu Haus."
Tom TAYLOR, Verratene Weide, Wildwest-Roman. Hansa-Verlag : Münster [o.J.], S. 270 f.
September
2006
Begleiten wir William McLeod Raines Hauptfigur
Randolph Sloan auf einem einsamen Ritt im Roman Klirrende
Sporen (Jingling Spurs, dt.v. Hansheinz Werner). Die deutsche
Übersetzung ist - wie leider üblich - gekürzt:
Deutsche Übersetzung: "Er blieb am Rand der Vorberge und kam durch ein Land mit Schluchten und trockenen Arroyos. Die warme, samtweiche Nacht war von einem Himmel von Sternen zugedeckt. Am Fuß des Hangs kam er an den Wänden eines verlassenen Adobehauses vorbei, das bereits wieder zur Erde zerfiel, aus der es entstanden war. Das Bild glich so sehr einem Friedhof, daß er erschauerte. Das Gesetz der Wüste war, daß sie am Ende alles wieder beanspruchte. Blumen starben, das Wasser in den Gräben hörte zu fließen auf, die Chollas schrumpften ein, die menschliche Besiedlung verschwand. Hier waren die begrabenen Hoffnungen des Hausbauers. Wo war er? Lebte er noch, oder war tot?"
Original: "He skirted the edge of the foothills across a country seamed with gullies, dry arroyos bounded by land spikes shooting out from the range above. Out of the lush darkness the mountains came vague and shadowy. The warm night, soft as velvet, was roofed by a sky of stars. He rode in and out among the green foliage of the huisache and the mesquite bushes. At the foot of a slope dotted with sahuaros he passed the wall of a deserted adobe house already crumbling back to the earth from which they had come. The xcene looked so like a graveyard that a shiver ran through him. The law of the desert is that it always claims its own again in the end. Flowers die. Water in irrigation ditches ceases to flow. The cholla becomes desiccated and shrunken. Human habitations fall into decay and mingle with the dust. Here were buried the hopes of somebody who had built that house. Where had he gone? Was he among the living or the dead?"
William
McLeod RAINE, Klirrende Sporen. Goldring Verlag :
Papenburg [April] 1957 - OT: [Jingling Spurs,
Taschenbuchausgabe als: The Six-Gun Kid], dt.v. Hansheinz Werner
- S. 100 f.
(Originalzitat:) William McLeod RAINE, The
Six-Gun Kid (Jingling Spurs). A Signet Book, Published by the New
American Library : New York 1952 [= Signet 973], p. 55
August
2006
William Colt MacDonald bietet einen stimmungsvollen
Einstieg in seinen von Rudolf Röder übersetzten
Roman Jenkins räumt auf (Peaceful Jenkins), wobei er auch
kleine Details anspricht:
"Die Morgensonne brannte auf die Hauptstraße von Spanish Wells herab, vertiefte die Schatten zwischen den Häusern und brachte den Teer auf den neuen Brettergehsteigen beiderseits der staubigen, ungeplasterten Straße fast zum Kochen. Es war so heiß, daß die meisten Bürger in den Häusern blieben."
William Colt MacDONALD, Jenkins räumt auf. Helios Verlag : Bayreuth 1951 [Verlagsnummer H 46] - OT: Peaceful Jenkins, dt.v. Rudolf Röder - S. 5
Juli
2006
Seinen 1950 erstmals veröffentlichten klassischen
Western No Survivors (dt. Der letzte Mann)
beginnt Clay Fisher mit den folgenden Sätzen:
"Die Geschichte spricht mit vielen Zungen - und nicht alle berichten die Wahrheit. Es mag stimmen, daß man Captain Keoghs Pferd Comanche als einziges lebendiges Wesen achtundvierzig Stunden nach Custers letzter Schlacht an den Ufern des Little Bighorn gefunden hat - wie die Geschichtsbücher berichten. Doch es stimmt nicht, daß das Pferd der letzte Überlebende von General Custers Kommando gewesen ist. Es gab noch einen Überlebenden - aber achtundvierzig Stunden später war er schon weit entfernt vom Schlachtfeld und seinen schweigenden Toten. Und er ritt fort - hinaus aus den Blättern der Geschichte. Ich selbst war dieser Überlebende."
Clay FISHER, Der letzte Mann. in: Thomas JEIER (Hrsg.), Das Will Henry Western Lesebuch. Wilhelm Heyne Verlag : München 1987 [= Heyne Western 2758] 19-239, hier. 19
Juni
2006
Louis L'Amour lässt in einer seiner zahlreichen
Kurzgeschichten die Hauptfigur knapp und lakonisch zusammenfassen,
was passiert ist:
"He indicated Floren by a jerk of his head. 'feller there an' his partner come into my camp half dead. I gave 'em grub an' water. Second day they throwed down on me, tied me up, an' stole my outfit, includin' three pokes of gold.' 'Seen the gold,' Duffield said. 'Didn't figure him for no miner.'
Louis L'AMOUR, The Man from The Bitter Sands.. in: Ders., The Collected Short Stories of Louis L'Amour : The Frontier Stories. Volume One. Random House Large Print New York 2003, 26-46, hier: 35
Mai
2006
Max Evans schrieb 1961 seinen Roman (The Hi Lo
Country), der erst anlässlich seiner Verfilmung im Jahr 1999 ins
Deutsche übertragen wurde. Der Erzähler gibt seinem
verstorbenen Freund den folgende Wunsch mit ins Grab:
"Ich ging zu meinem Pick-up, stieg ein und warf einen letzten Blick auf die Szene. 'Good bye, du alter Hurensohn', sagte ich. 'ich hoffe bloß, in der Hölle haben sie auch Broncos.'
Max EVANS, Hi-Lo Country.. Deutscher Taschenbuch Verlag : München 1999 [= dtv 8409], 6
April
2006
Thomas Jeier hat unter seinem Pseudonym Mark L.
Wood nach langen Jahren erfreulicherweise wieder einmal einen
Western als Romanheft veröffentlicht (Western-Legenden, Band
26). Jeier erzählt von der Jagd auf den bekannten Verbrecher
Bill Doolin. Unprätentiös, in einem fast dokumentarischen
Stil endet der Roman:
"'Waffe
fallen lassen und Hände hoch!' befahl Heck Thomas.
Der
Outlaw fuhr herum, zog den Colt und schoss. Seine Kugel ging am Ziel
vorbei.
Heck Thomas feuerte als erster der Marshals. Die
geballte Ladung seiner Schrotflinte riss Bill Doolin von den Beinen.
Er war schon tot, als er den Boden berührte.
Der
meistgesuchte Verbrecher des amerikanischen Westens war tot. Seine
Leiche wurde auf dem Summit View Cementery in Guthrie begraben. In
dem Teil, der für unerwünschte Personen reserviert war.
Noch viele Jahre später wurden eine Frau und ein kleiner Junge
dabei gesehen, wie sie vor dem Grab standen und leise beteten ... "
Mark L. WOOD, Jagd auf Bill Doolin.. Bastei-Verlag : Bergisch-Gladbach 2006 [= Western-Legenden, 26], 65
März
2006
Im Jugendbuch Fred der Wolftöter erzählt Karl
Rode zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts von "Ernstem
und Heiterem aus dem kanadischen Urwalde". Zeittypisch sind die
deutschnationalen Töne, auf die selbst in diesem in Kanada
spielenden Jugendbuch nicht völlig verzichtet wurde. Über
den auf dem Bild zu sehenden Indianerjungen kann man am Ende des
Buches lesen:
"Fritz Heindorf hat für das durch Wolftöterfred ihm hinterlassene Vermögen tausend Hektar Land um das Blockhäuschen herum angekauft, hat an Stelle des kleinen Blockhüttchens einen weiten Farmhof aufgebaut und Marie Frohme als sein Weib hineingeführt. Die Grabstelle des alten Knarrbaas und seines unglücklichen Weibes halten beide hoch in Ehren. Wambitschoa ist noch bei ihnen und lernt deutsche Sitte, deutsche Treue und deutsche Wahrhaftigkeit."
Karl RODE, Fred der Wolftöter. Ernstes und Heiteres aus dem kanadischen Urwald erlebt und erzählt . 2. Auflage Verlag von Levy & Müller : Stuttgart o.J., 278
Februar
2006
Hermann Fischer schrieb zu Beginn des 20. Jahrhunderts
ein typisches Jugendbuch mit dem Titel Der Engel der Grenze.
Wilde Szenen aus Kentucky. Erzählung aus Amerikas Urwäldern.
Er gibt seinen Lesern in diesem dünnen Bändchen eine kurze
Einführung in die Verhältnisse im späten 18.
Jahrhundert:
"Wohlauf
nach Westen!
Der ferne Westen! Zu jener Zeit, in welche unsere
Erzählung fällt, waren die schönen Ländergebiete
von Ohio und Kentucky noch teilweise Jagdrevier der kupferfarbigen
Eingeborenen, der Indianer vom Stamme der Shawanesen,Delawaren,
Wyandots und vieler Anderer.
Die letzten Jahre des achtzehnten
Jahrhunderts waren aufregende Zeiten für diese schönen
Länder und wurden sowohl durch kühne, heldenmütige
Abenteuer, als auch blutige Kämpfe ausgefüllt.
Tapfere
Männer waren die weißen Ansiedler jener Zeit, welche stolz
und heldenmütig die wilden Tiere und die noch wildere,
entschlossene Rothaut bekämpften. Pfadfinder, wie Boone, Kenton
und Harrod, waren in die Wälder und Wiesen dieses Landes
eingedrungen, hatten den Bären in seiner Höhle aufgejagt,
den Büffel auf der blumenreichen Savanne zu Boden geschlagen und
das Reh im wilden Urwald verfolgt. Einmal nach Westen gewandert,
blickten diese Helden niemals zurück, sondern drangen
unaufhaltsam weiter vor. Sie brachen sich Bahn durch den unwegsamen
Urwald, in dessen Schutz der rothäutige Krieger auf dem blutigen
Kriegspfad daherschleicht, trotzten allen Gefahren und
Schwierigkeiten, die sich ihnen in den Weg stellten, bis sie endlich
doch den Sieg davontrugen.
Obwohl die wilden Indianer mit
Ausdauer, heldenmütiger Tapferkeit und wilder Entschlossenheit
ihre geliebten Jagdgründe bis aufs äußerste gegen die
verhaßten weißen Männer verteidigten, wurden sie
doch endlich von diesen bezwungen und mußten der unbesiegbaren
Tatkraft ihres angelsächsichen Feindes weichen und ihre geliebte
Heimat aufgeben."
Hermann FISCHER, Der Engel der Grenze. Wilde Szenen aus Kentucky. Erzählung aus Amerikas Urwäldern. Ed. Freyhoff's Verlag : Berlin o.J. [= Illustrierte Bibliothek der Reisen und Abenteuer, 13], 3 f.
Januar
2006
William MacLeod Raine (1871-1954) gehört in den
in Deutschland leider viel zu unbekannten Klassikern des
amerikanischen Western. Dies beweist er u.a. in einer erstmals 1932
veröffentlichten kurzen Story mit dem Titel Doan
Whispers Es geht um das nicht immer ganz rechtmässige
Bränden von Kälbern. Hier muss ein Rustler Sachen erleben,
die ihn in seiner "Berufsehre" deutlich kränken:
"Where in Mexico were his B O calves? An uneasy suspicion jumped to his mind. With a savage curse he rose to his feet. Buck did not need to investigate further to know that he had been put out of business, that he had nothing left but the scrub cows with which he had started. This was Corcoran's work, of course. While Buck had been away at San Antonio the 3 C riders had held a roundup. Every B O calf on the range had been branded B O B in a box. He was beaten. No matter how fast his running iron changed the 3 C to B O, within a week the cowpunchers of Corcoran would turn the B O into the new brand B O B in a box. "Reckon I better drift to Arizona," Buck Ormsby said ruefully. "An honestful rustler doesn't get a break in this country."
William MacLeod RAINE, Doan Whispers. - In: Bill PRONZINI (Ed.), Wild Westerns. Stories from the Grand Old Pulps G. K. Hall & Co. : Boston, Mass. 1988, 71-77, hier: 77
Dezember
2005
Zane Greys Romane waren auch in Deutschland sehr
erfolgreich. Sie erschienen zumeist in mehrfachen Übersetzungen.
Sein Roman Der Mann mit dem Puma (Original: The Man of
the Forest beginnt in einer Romanheftausgabe mit einer Hommage
an die vom Autor besonders geliebten Landschaften Arizonas
"Um die Stunde des Sonnenunterganges war der Wald still und einsam, süß von dem Dufte der Tannen und Föhren. Er flammte in grünen, roten und goldenen Farben. Der Mann, der unter den riesigen Bäumen dahinglitt, schien in den Farben aufzugehen und im Verschwinden ein Teil des wilden Waldlandes zu werden. Old Baldy, der höchste Gipfel der Whoite Mountain - der Weißen berge - ragte rund, kahl und goldumsäumt im letzten Glanz der untergehenden Sonne auf. Als dann die feuerscheibe hinter dem Gipfeldom versank, kam ein Wandel über die schwarzen, wild gezackten Hänge - überall in dieser einsamen Bergwelt. Es war dicht bewaldetes und üppig bewässertes Land von dunklen Forsten und grasreichen Lichtungen, zehntausend Fuß über dem Meeresspiegel, auf allen Seiten durch die Wüste von Südarizona eingeschlossen - die unberührte heimat von Elch und Reh, von Bär und Puma, Wolf und Fuchs, und zugleich das Geburtsland und die unzugängliche Zuflucht der wilden Apachen."
Zane GREY, Der Mann mit dem Puma Zauberkreis Verlag Rastatt o.J., 3 [= Silber-Wildwest Exklusiv 123]
November
2005
Thomas Mayne Reid verfasste mit Die Heimat in der
Wüste eine Abenteuergeschichte vor dem Hintergrund des
amerikanischen Südwestens in Form einer Robinsonade. Die
Erzählung beginnt, wie auch ein Roman von Karl May hätte
beginnen können, mit einer Landschaftsbeschreibnung:
"Im Südwesten von Nordamerika breitet sich, von der langen Kette des unwirtsamen Felsengebirges in zwei fast gleiche Hälften geschieden, eine Länderstrecke von mehreren hundertausend Quadratkilometern aus, die mit vollem Rechte den Namen einer Wüste verdient. Flächen von wohl hundert bis zweihundert Kilometern Breite und Länge sind mit weißem Flugsande bedeckt, in welchem nur hie und da ein Pflänzchen, ein wenig Gras oder ein Strauch und Baum ein kärgliches Dasein zu fristen vermögen. Andere Flächen von nicht geringerer Ausdehnung sind ganz von verkrüppelten, graugrünblättrigen Beifuß- oder Wermutsträuchen, noch andere mit Lava, dem Auswurf feuerspeiender Berge, und wiederum andere mit einer weißen Salzkruste bedeckt. Dazwischen ziehen sich außer dem Felsengebirge kleinere Gebirge von verschiedener Höhe und mannigfachem Aussehen. Zum Teil sind es wunderlich geformte und gefärbte, ungeheure, nackte, übereinander gehäufte Felsenkolosse, zum T eil sind es aber auch Berge und Bergketten mit Fichten und Cedernwäldern. Nur hin wieder finden sich in der ungeheuern Wüste kleiner und größere Oasen mit gutem Quellwasser, fruchtbarem Boden, Auge und Herz erfreuender Vegetation und einer mannigfachen Tierwelt. - Es mögen nun vierzig Jahre her sein, da schritten an einem herrlichen Sommerspätnachmittage zwei Wanderer durch diese damals noch weit mehr als heutzutage unwirtliche, weglose und unbekannte, öfters von Indianern durchstreifte Wüste, in der es mächtige Distrikte gab, die wohl noch keines Menschen Fuß betreten hatte."
Mayne REID, Die Heimat in der Wüste. Erzählung aus den Wildnissen des Südwestens von Nordamerika Union Deutsche Verlagsgesellschaft Stuttgart Berlin Leipzig o.J., 5 [= Universal-Bibliothek für die Jugend] frei nach Mayne Reid für die deutsche Jugend bearbeitet von Richard Roth
Oktober
2005
Auch Homer Hattens Romanheld Clay Farrar hat
etwas für Gesang übrig, wenn er nach dem bestandenen
Abenteuer in dem Roman Mit dem Treck nach Santa Fé einem
neuen Ziel entgegenreitet. Hattens 1951 zunächst beim
amerikanischen Verlag Gold Medal (No. 157: Westport Landing)
veröffentlichter Roman erschien in deutscher Übersetzung
1957 in der "Adventure Taschen Reihe" des Walter
Lehning-Verlages, der sich ansonsten überwiegend auf die
Herausgabe von Comics spezialisiert hatte:
"Er
stand auf und pfiff, und das Pferd trottete auf ihn zu. Als er seine
Decke zusammenrollte, stellte er zu seiner Überraschung fest,
daß die schlechte Stimmung der vergangenen Nacht von ihm
gewichen war, und als er im Sattel saß, spürte er eine
Besessenheit in sich, die immer kam, wenn er sich etwas Neuem und
Unbekanntem zuwandte. Er warf den kopf zurück und begann zu
singen. Seine Stimme und der Rhythmus der ruhigen Pferdeschritte
verschmolzen miteinander. Es war ein altes Lied, das in Texas
gesungen wurde und an den Lagerfeuern der Santa Fé-Fährte.
Oh,
du findest ein Land, das weit ist und frei,
Und
einen Himmel, der blau ist, über dir,
Und ein
Mädchen aus Texas wartet in einer kleinen Stadt,
Wartet,
um dich zu lieben.
Er beugte sich vor und schlug seinem Pferd
freundlich auf den Hals. 'Weißt du', sagte er, 'vielleicht ist
Texas gar nicht so schlecht. Vielleicht ist es gar nicht so übel.'
Heiter vor sich hinsummend, ritt er weiter, wie Männer es immer
tun sollten, wenn Unbekanntes vor ihnen liegt -- lächelnd."
Homer HATTEN, Mit dem Treck nach Santa Fé Walter Lehning Verlag Hannover 1957, 141 [= Adventure Taschen Reihe, 7], deutsche Übersetzung von Walter Schulz-Brown
September
2005
Marty Robbins hat einst diese "Gunfighter-Ballade"
weltbekannt gemacht. Der Text des Songs ist allerdings schon in der
Sammlung Cowboy Songs and Other Frontier Ballads von Alan
Lomax aus dem Jahr 1910 abgedruckt worden. Hier die erste Strophe und
der Refrain von The Cowboy's Lament:
"As
I walked out in the streets of Laredo,
As I walked out in Laredo
one day,
I spied a poor cowboy wrapped up in white
linen,
Wrapped up in white linen as cold as the clay.
Oh,
beat the drum slowly and play the fife lowly,
Play the dead
march as you carry me along;
Take me to the green valley, there
lay the sod o'er me,
For I'm a young cowboy and I know I've done
wrong.
B.A. BOTKIN, A Treasury of American Folklore Crown Publishers New York 1944, 859 f.
August
2005
Emil Droonberg, ein weiterer deutscher Autor der Jahre
zwischen dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg, beginnt seinen
Roman Am Nelsontrom mit der Schilderung einer etwas
ungemütlichen Situation:
"Mit sengender Glut brannte die Sonne auf die Tausende von Geviertmeilen von Muskeg hernieder, der sich mit geringen Unterbrechungen nördlich und südlich des Nelsonstromes weit in das Land hinein dehnte, und lag in blendendem Widerschein auf den grauen schlammigen Wassern, die sich träge der Hudsonbai zuwälzten. Ich saß auf einem breiten Streifen festen Sandes, der hier das Nordufer des Stromes bildete, und beobachtete müßig meinen Gefährten, einen alten Siouxindianer, der nur wenige Schritte von mir entfernt auf einem über das Wasser hinausragenden Baumstumpfe hockte, beschäftigt, einige Fische für unsere Abendmahlzeit zu angeln. Der Hauptteil meiner Aufmerksamkeit war aber in Anspruch genommen durch die Abwehr der Moskitoschwärme, die wie dicke braune Wolken höllischen Unheils die Luft erfüllten. Sie sind der Fluch des kanadischen Norden und Alaskas, diese Moskitos. Und leider trägt auch der Umstand, daß man die unausgesetzten und unerhörten Quälereien nur durch das schönere Geschlecht dieser Ausgeburt der Hölle erleidet, nicht das geringste zu ihrer Milderung bei."
Emil DROONBERG, Am Nelsonstrom. Ein Roman aus Kanada Wilhelm Goldmann Verlag; Leipzig 7. Aufl. o.J., 5
Juli
2005
Zu Beginn ihres Romans Frei wie der Wind über
den Mountain Man Jim Beckwourth gibt Leigh Brackett, die auch
Drehbücher zu Westernfilmen verfasste, einen Überblick über
St. Louis und den Pelzhandel im frühen 19. Jahrhundert:
"Im Jahre 1805 war Jim im Wagenzug seines Vaters aus Virginia hierher gekommen, um vor seinen sieben Jahre alten Augen ein ganzes neues Universum ausgebreitet zu finden. Da waren Blockhäuser und Indianerüberfälle und Skalpierungen, und die vielsprachigen überfüllten Straßen einer Stadt, die eher spanisch und französisch als amerikanisch war, aber wo alle Menschen in drei Sprachen von etwas redeten, das der 'Westen' hieß. 1806 hatte er nicht begreifend, aber trotzdem von einer ungeheuren Aufregung geschüttelt, Lewis und Clark den Fluß herunterkommen sehen, begrüßt von ganz St. Louis, und er hatte neue Wörter gelernt, die Namen von Gewässern, geheimisvoll und großartig in seinem Schädel hallend - der Missouri, der Yellowstone, der Columbia, der weite Pazifik. Seitdem hatten sich die Wörter vervielfacht wie die Menschen. Manuel Lisas Brigaden der Missouri-Pelz-Kompanie brachten die Felle den Fluß herunter, und Jim sah sie ankommen, sah sie wie Grizzlybären herumtoben und wieder losziehen, die harten, freien, schmutzigen Männer, ihre Kielboote gegen die Strömung stemmend, hinauf, hinauf, immer weiter hinauf, bis dorthin, wo die 'Schimmernden Berge' den Himmel trugen die ostwärts fließend Wasser endeten. Lisa war jetzt to und mit ihm viele andere, aber die Männer und die Boote zogen immer noch hinaus, und das Wort 'Westen' hatte immer noch den alten Klang."
Leigh BRACKETT, Frei wie der Wind. Ein Roman aus dem Wilden Westen (Follow the free wind) Wilhelm Goldmann Verlag; München 1965, 9 [= Goldmanns Gelbe Taschenbücher 1638]
Juni
2005
Olaj Eljens, ein deutscher Autor der Jahre zwischen dem
Ersten und dem Zweiten Weltkrieg, erklärt zu Beginn seines
Buches Jacinta - Die Tochter der Navajos was für einen
echten Westmann ein Greenhorn ist - Karl May lässt schön
grüssen:
"Er hat für ihn das bezeichnende Wort 'Greenhorn' oder zu deutsch: Grünschnabel. So ein Grünschnabel ist für ihn das verächtlichste Individuum, das es auf der Welt geben kann. Ein Mensch, der nicht mit offenen Augen um sich sehen kann, der sich in jeder noch so harmlosen Situation tollpatschig benimmt wie ein junger dummer Bär, der nicht mit seiner Waffe umzugehen versteht, der in der Gefahr Furcht zeigt oder seinen Gefährten im Stich läßt, für den hat er das Wort 'Grünschnabel, als Verstärkung noch 'ein ganz blutiger Grünschnabel."
Olaf ELJENS, Jacinta - Die Tochter der Navajos. 3 Reiseerzählungen aus dem amerikanischen Mittelwesten Drei-Eichen-Verlag Hermann Kissener; München Pasing o.J., 6 [Neuausgabe]
Mai
2005
Max Brand begann seinen Roman Der weisse Wolf mit
einer Personenbeschreibung:
"In einer der oberen Schluchten des Winnemago-River traf Gannaway zum erstenmal mit dem Riesen zusammen. Gannaway war selbst kein Zwerg. Unter sengender Sommersonne, im zerrenden Wintersturm über die Rocky Mountains zu wandern, hatte ihm Muskel[n] von Eisen gegeben. Man brauchte nur in Adam Gannaways Gesicht zu sehen, dann wußte man, daß diesem Manne der schlimmste Schneesturm ebensowenig anhaben konnte, wie alle Schrecken der Wildnis."
Max BRAND, Der weisse Wolf (The White Wolf) Kynos Verlag; Mürlenbach 1982, 7
April
2005
Ergänzend zum Zitat vom März 2005, hier eine
Abbildung des Gemäldes Advice on the Prairie von William
T. Ranney aus dem Jahr 1853.
März
2005
Emerson Hough schrieb mit The Covered Wagon wohl
den klassischen Roman über die Wagon Trains nach Oregon.
"They
came now, slow footed, steady, low headed, irresistible, indomitable,
the same locomotive power that carried the hordes of Asia into
Eastern Europe long ago. And as in the days of that invasion the
conquerors carried their households, their flocks and herds with
them, so now did these half-savage Saxon folks have with them their
all.
Lean boys, brown, barefooted girls flanked the trail with
driven stock. Chickens clucked in coops at wagon side. Uncounted
children thrust out tousled heads from the openings of the canvas
covers. Dogs beneath, jostling the tar buckets, barked in hostile
salutation. Women in slatted sunbonnets tuned impassive gaze from the
high front seats, back of which, swung to the boys by leather loops,
hung the inevitable family rifle in each wagon. And now, at the tail
gate of every wagon, lashed fast for its last long journey, hung the
also the family plow.
It was '48, and the grass was up. On to
Oregon! The ark of our covenant with progress was passing out. Almost
it might have been said to have held every living thing, like that
other ark of old. [...]
The west bound paused at the Missouri,
as once they had paused at the Don."
Emerson HOUGH, The Covered Wagon A Forge Book; New York 2000, 10 f.
Februar
2005
John A. Dinan zitiert zu Beginn seines Buches The
Pulp Western eine Gedichtstrophe aus einem Buch von Edmund
Pearson:
"Take
up the long neglected pen,
Redeem its valiant steel from
rust
And write these magic words again:
'Another redskin
bit the dust!'"
John A. DINAN, The Pulp Western. A Popular History of the Western Fiction Magazin in America BearManor Media; Boalsburg, PA 2003, 1
Januar
2005
In einem alten Song wird Custer's Last
Charge beschrieben. Hier die erste der neun Strophen:
"Across
the Big Horn's crystal tide, against the savage Sioux,
A little
band of soldiers charged, three hundred boys in blue,
In front
rode blond-haired Custer bold, pet of the wild frontier,
A hero
of a hundred fights, his deeds known far and near."
B. A. BOTKIN, A Treasury of Western Folklore. Crown Publishers Inc. New York Fifth Printing 1962, 745 f.
Dezember
2004
Stan Lynde schrieb am 5.7.1983 im letzten Panel seines
Westerncomics Latigo mit den folgenden Worten:
"It's been a long trail, Trooper, and it's come to an ending of a sort and yet there are no real endings not even to live just new beginnings."
Stan LYNDE, Latigo. Book Three 1981-1983 Cottonwood Publishing, Kalispell, Mt. 1994, 168
November
2004
Michael Blake wurde durch die Romanvorlage zu Kevin
Costners Dances with Wolves bekannt. In Der Himmel der
Krieger (Marching to Valhalla) stellt er die letzten Wochen im
Leben von George Armstrong Custer in Form von fiktiven
Tagebucheinträgen Custers dar. Er schließt den Roman mit
dem Eintrag zum 25. Juni 1876:
"Habe soeben Dandy mit John Burkman ans Ende unseres Zuges geschickt. In wenigen Augenblicken werde ich auf Vic sitzen, und wir werden aus dem Tal hinaufstürmen und gegen den Feind kämpfen. Ich werde vorneweg reiten, den Hornisten auf der einen Seite, den Fahnenträger auf der anderen, und ich werde dem Feind direkt in die Augen sehen."
Michael BLAKE, Der Himmel der Krieger. Historischer Roman. Bastei Verlag Gustav H. Lübbe, Bergisch-Gladbach 1997, 312 (deutsche Übersetzung von Joachim Honnef)
Oktober
2004
Matt Chisholm, der eigentlich Peter Christopher Watts (1919
- 1983) hieß, unter auch unter zahlreichen anderen Pseudonymen
Western schrieb, begann einen seiner McAllister-Romane
folgendermassen:
"Mike Soames war ein Sonnyboy. Mit seinen fünfundzwanzig Jahren hatte er noch immer nicht erkannt, weshalb er eigentlich auf der Welt war. Es interessierte ihn auch nicht besonders. Er lebte munter in den Tag hinein und erfreute sich an Whisky, Weib und Gesang, solange der Vorrat reichte. Und wenn er wieder einmal pleite war, pfiff er auf alles und machte sich auf und davon, um irgendwo anders sein Glück zu suchen. So wie jetzt."
Matt CHISHOLM, Sein Freund, das Halbblut. Bastei Verlag Gustav H. Lübbe, Bergisch-Gladbach 1971, 5 [= McAllister 6], deutsche Übersetzung von Joachim Honnef
September
2004
Hinter dem Namen S. Wörishöffer (1838 -
1890) verbarg sich eine Frau, deren Vorname Sophie nur als Initiale
in ihren zahlreichen abenteuerlichen Jugendbüchern genannt
wurde, um dem zumeist männlichen Leserpublikum einen Mann als
Autor vorzugaukeln. Einige ihrer Abenteuerromane spielen auch im
Westen Amerikas, z.B. Auf dem Kriegspfad. Hier finden wir zu
Beginn des Buches Informationen über Indianer:
"Auf der Prärie hinter der letzten europäischen Ansiedlung am oberen Missouri lagerte eine bunt zusammengewürfelte Gesellschaft von Männern. Zum größten Teil waren es Amerikaner, darunter aber auch einige Deutsche. Etwas abseits an einem Baum lehnte ein Indianer vom Schwarzfuß-Stamm. Seine Gestalt war groß und geschmeidig, sein Blick scharf wie der des Adlers, sein Gesicht zeigte jene unnahbare Würde, die den rothäutigen Sohn Nordamerikas erst dann verläßt, wenn er nicht mehr frei durch die Prärie streift, sondern mit der Abhängigkeit von den Weißen sich auch einen Teil ihrer Laster angewöhnt hat."
S. WÖRISHÖFFER, Auf dem Kriegspfad. Moewig Verlag KG München 1976, 7
August
2004
Im Jahr 1939 wurde John Wayne als Ringo in John
Fords Stagecoach endgültig zum Superstar. Die
literarische Vorlage zum Film stammt von Ernest
Haycox (1899-1950): Stage to Lordsburg (Postkutsche nach
Lordsburg):
"Das war damals, als in unserem Land die Rauchsignale der Apachen von den Berggipfeln aufstiegen und man überall auf verkohlte Aschenvierecke stieß. Das war alles, was von den Farmhäusern übriggeblieben war. Die Abfahrt einer Postkutsche von Tonto war damals der Beginn eines Abenteuers, dessen glücklicher Ausgange mehr als fraglich war."
Ernest HAYCOX, Postkutsche nach Lordsburg. - In: Armin ARNOLD (Hrsg.): Westerngeschichten aus zwei Jahrhunderten. Philipp Reclam jun. Stuttgart 1981, 292-315, hier 292
Juli
2004
Der im Mai 2004 verstorbene norwegische Autor Kjell
Halbing schrieb unter zahlreichen Pseudonymen (z.B. Louis
Masterson, Leo Manning) Western. Einige Titel seiner
83-bändigen Morgan Kane-Reihe wurden auch in deutscher
Sprache veröffentlicht. Hier einige Zeilen aus dem in der
kuriosen Reval-Taschenbücher-Reihe erschienenen Roman Mit
Stern und Colt:
"Es wimmelte nur so von Frauen im Spielsaal. Und fast alle waren hübsch. Sie hatten etwas von der leichten Nervosität an sich, die Katzen eigen ist. Kane war dieses Phänomen schon häufiger aufgefallen. Nur eine ganz bestimmte Sorte Frauen wurde durch das Spiel angezogen: inelligente, smarte, rastlose, abenteuerlustige Frauen, ohne daß man damit sagen konnte, sie seien leichtsinnig. Sie waren schnell und leicht begeistert und vergaßen ebenso schnell wieder. Kane zog diese Frauentypen den schwerfälligen, ernsten vor, die einen Hang zur Sentimentalität und Melancholie hatten."
Louis MASTERSON, Mit Stern und Colt. Melzer Verlag o.O. 1978 [Reval Taschenbücher, 1], 27 f.
Juni
2004
Vor mehr als 150 Jahren beschrieb Gabriel Ferry in
seinem Klassiker Der Waldläufer (Le coureur bes bois) eine
mexikanische Hazienda:
"Die
Hacienda del Venado war, wie alle Wohnungen dieser Art an der
indianischen Grenze, die den Einfällen umherschweifender Horden
in diesen Steppen ausgesetzt sind, ebensowohl eine Art Festung als
Landhaus. Von Backsteinen und Werkstücken erbaut, von einer mit
Schießscharten versehenen Terrasse umageben, durch massive
Thore verschlossen, konnte sie eine Belagerung durch Feinde
aushalten, die erfahrener in der Kriegskunst waren, als die
benachbarten Stämme der Apachen.
An einer Ecke erhob sich
ein ebenfalls von Werkstücken erbauter Turm, über drei
Stockwerke hoch, welcher die an die Hacienda stoßende Kapelle
überragte. Dieser Turm konnte noch, im Falle der Hauptteil der
Wohnung erbobert war, einen fast uneinnehmbaren Zufluchtsort
gewähren.
Endlich umgab noch starkes Pfahlwerk von
Palmbaumholz das Gebäude ganz und gar ebenso wie auch die
Gesindewohnungen, welche für die Leute und Diener der Hacienda,
für die Vaqueros und die gewöhnlichen Gäste bestimmt
waren, die auf ihrer Vorbeireise von Zeit zu Zeit kamen und um eine
kurze gastliche Aufnahme baten. Außerhalb dieser bevorzugten
Umwallung bildeten etwa dreißig Hütten eine Art von
kleinem Dorfe, bewohnt durch die Lohnarbeiter (peones) und ihre der
Hacienda einverleibten Familien, die in Tagen der Gefahr Schutz und
Zuflucht in der Festung suchen konten und dann zugleich die
gewöhnliche Besatzung verstärkten." (Übersetzung:
G. Füllner)
Gabriel FERRY, Der Waldläufer. Scenen aus dem mexikanischen Waldleben. 4 Bände in 2 Bänden, Otto Hendel Verlag (Hermann Hillger), Berlin o.J., I, 90 f.
Mai
2004
Der bekannte amerikanische AutorElmer Kelton schrieb
zu Beginn eines Romans:
"Jameson erinnerte sich, wie Old Shad Blankenship vor fünf Jahren verächtlich geschnaubt hatte, als er ihn fragte, wie lange es noch dauern würde, bis die Büffel ausgerottet wären. 'By Jove!' hatte er ausgerufen. 'So eine dumme Idee, Junge! Büffel wird es in alle Ewigkeit geben. Zehntausend Jäger und die gesamte US-Kavellerie könnten nicht mehr als den jährlichen Zuwachs erlegen. Die Büffel ausrotten? Junge, du weißt nicht was du redest.' Und jetzt blieb ihm nichts anderes übrig, als nach Dodge City zurückzukehren, denn auch in Arkansas gab es keine Büffel mehr."
Elmer KELTON, Büffeljäger. Authentischer Roman aus dem amerikanischen Westen. Castrop-Rauxel o.J., 6
April
2004
Frank Reade, der Held zahlreicher amerikanischer Dime
Novels des 19. Jahrhunderts, wird von seinem anonym gebliebenen Autor
den zumeist wohl jugendlichen Lesern knapp vorgestellt:
"My name is Frank Reade and my home is in New York. By nature I am an inventor. I once invented a steam man with witch myself and a party of friends traversed the plains and had a world of adventures and hairbearth escapes."
[ohne Autorangabe], Frank Reade, The Inventor, Chasing the James Boys With His Steam Team. - In: Bill BROWN [Ed.]: Reading the West. An Anthology of Dime Westerns. Boston - New York 1997, 367
März
2004
G. F. Unger, der kommerziell wohl erfolgreichste
deutschsprachige Westernautor des 20. Jahrhunderts, beschloß
seine Romane oftmals mit einem Happy End:
"Wir hatten Glück gehabt - wir alle. Best Place würde nicht sterben. Das Land würde aufblühen. Die Siedler bekamen eine neue Heimat. Und ich würde Nancy bekommen. Und Frank Anita. Jed Stonewood blieb Sheriff. Ja so war es! Wir hatten gewonnen. Alle!"
G.F. UNGER, Sterbende Stadt. Bergisch-Gladbach 1976, 142
Februar
2004
In einem seiner zahlreichen Romane schrieb W. C.
Tuttle (*1883), einst ein bekannter amerikanischer Westernautor,
von dem allerdings nur wenige Titel ins Deutsche übertragen
wurden, über das Leben der Cowboys:
"What a job! Forty-a-month plus frostbite. Out of the sack about five o'clock in the morning, the temperature about zero in the bunkhouse, outside ten or twelve below, and a wind blowing. You shiver into frozen overalls, fight your way down to the stable, where you harness a team of frosted horses, take'em out and hitch them to a hayrick wagon ... Man, it was romantic!"
W.C. TUTTLE, zitiert nach: Lee SERVER. Encyclopedia of Pulp Fiction Writers. Checkmark Books New York 2002, 259
Januar
2004
Jubal Troop, die Hauptfigur von Paul I[selin]
Wellmans gleichnamigem Roman, den Delmer Daves 1955
als Jubal (dt. Verleihtitel: Der Mann ohne
Furcht) verfilmte, kommt zu Beginn der Erzählung in eine
Stadt im Westen:
"Die
plumpen, ungestrichenen Blockhäuser, die verstreut auf der
nächsten Anhöhe lagen, mitten in der rauhen Landschaft
Dakotas, mußten zu Teton gehören. Ein leises Gefühl
von Dankbarkeit regte sich in Jubals mattem Geist. Die furchtbare
Kälte wirkte auch lähmend auf sein Gehirn. Diese
Blockhäuser bedeuteten schützende Unterkunft und wärmendes
Feuer ... und vielleicht war dort auch ein kleiner Holzkrug mit
scharfem Whisky zu haben, der über die dumpfe
Niedergeschlagenheit und Müdigkeit hinweghalf.
Aber kaum
hatte er diesen Gedanken gefaßt, so verwarf er ihn auch schon
wieder. Er erinnerte sich jetzt, daß er kein Geld, nicht ein
einziges Silberstück in der Tasche hatte, und bekanntlich
zeigten Schankkellner armen Leuten die kalte Schulter. Außerdem
mußte er vor allem etwas essen. Sein großer, hagerer
junger Körper wurde dauernd von nagendem Hunger gequält,
der wie ein böser Unhold ihn ihm hauste und an seinen
Eingeweiden fraß."
Paul I. WELLMAN. Jubal Troop. Scientia A.G. Zürich 1940, 9
Dezember
2003
In Walter van Tilburg Clarks klassischem
Western Kurzer Prozess Sheriff! (The Ox Bow Incident), der 1943
unter gleichem Titel (dt. Verleihtitel: Ritt zum Ox-Bow mit
Henry Fonda und Anthony Quinn verfilmt wurde, geht es um Lynchjustiz:
"Als
der Mex endlich fertig war und sie heraufkamen, seilte man die drei
Gefangenen mit gebundenen Händen in einer Reihe an.
'Vermutlich
hat's keinen Zweck, Euch nochmals zu sagen, daß wir unschuldig
sind?' fragte Martin.
'Gar keinen', versicherte ihm Tetley.
'Ich
bitte ja nicht für mich', versuchte es Martin noch einmal.
'Auch
andere Leute haben Familien gehabt und dran glauben müssen',
entgegnete ihm Tetley. ''s ist dumm, doch nicht unsere Schuld.'
'Ihr
kümmert Euch nicht um Gerechtigkeit', brauste Martin auf. 'Ihr
kümmert Euch nicht einmal darum, ob ihr den rechten Mann habt
oder nicht. Ihr wollt Euren Willen haben, das ist alles. Ihr habt
etwas verloren und irgendwer muß dafür büßen;
mehr wißt ihr nicht.'
Als Tetley bloß lächelte,
da war's wieder aus mit Martins Beherrschung. ''s ist niemand da, der
sich um sie kümmert; sie sind in einem fremden Land und 's
niemand da, der sich ihrer annimmt. Kannst du denn das nicht
verstehen, du Schlächter? Ihr müßt mich gehen lassen;
wenn ein letzter Rest Menschlichkeit in Euch wohnt, müßt
ihr mich gehen lassen. Schickt Leute mit mir, wenn Ihr wollt, ich
erwarte gar nicht, daß Ihr mir traut; Ihr würdet niemandem
trauen; Euer Schlag nie. Schickt doch Leute mit mir, aber laßt
mich sie sehen, laßt mir ihnen den Weg ebnen, jemanden suchen,
der ihnen beisteht.'"
Walter van Tilburg Clark Kurzen Prozess, Sheriff! Ein Roman aus dem wilden Westen. Ibis Verlag, Linz - Wien - Pittsburgh 1948, 259 f.
November
2003
Im Band 2 von Basteis neuer
Westernromanheftreihe WESTERN-EXPRESS schreibt Cole
Jackson über die Pioniere des Westens:
Burke Yates machte eine umschreibende Geste. 'Hier sind wir jetzt die Herren.' Und mit diesem Hier schloss er das ganze gewaltige Tal samt den Rindern ein. Nacheinander kamen die Männer herauf und blieben hinter den beiden stehen. Zum Schluss kam auch der alte Aby. [...] Er stand nicht lange da, der Alte, da liefen ihm die Tränen über das Gesicht. Das Leben hatte ihn hart mitgenommen. Burke legte ihm sanft die Hand auf die Schulter. 'Es wird eine Menge Arbeit geben, Aby.'"
Cole JACKSON Das weite Tal. Western-Express, 2 (Bastei Verlag, Bergisch-Gladbach 2003), 5
Oktober
2003
Allen William Colt MacDonald verstand es schon zu
Beginn eines Romanes zu fesseln:
"Zwei graue Staubwolken schienen über die Alkali-Ebene dahinzujagen. Hinter ihnen, etwa eine Viertelmeile entfernt, folgte eine brüllende, fluchende und schießende Reitergruppe. Es waren mexikanische Milizsoldaten, die sich darauf versteift hatten, die zwei auf ihren schweißtriefenden Pferden dahinpreschenden Gringos zu fangen und auszulöschen. Die beiden Amerikaner ritten näher zusammen. Durch die von den Pferdehufen aufgewirbelten Sand- und Staubwolken trafen sich ihre Augen. Im gleichen Augenblick brachen sie in einen Lachanfall aus. ‚Es wird heiß, Tucson,' schrie der Kleinere. ‚Vielleicht sollten wir uns doch stellen?'"
William Colt MacDonald Rauchende Revolver [Restless Guns]. Helios Verlag Bayreuth 1951, 5
September
2003
N.C Wyeth bot um die Wende zum 20. Jahrhundert mit
seinem Gemälde The Pay Stage ein romantisiertes Bild
des Westens:
August
2003
Der amerikanische Autor Clifton Adams schrieb
einmal über die Pflichten eines echten Westerners:
"Aber Sie sind der einzige, der Abhilfe schaffen kann, Owen. Ich weiß, es ist eine bittere Pille, und ich weiß, es ist schwer zu verstehen, warum gerade du aufgefordert wirst, dein Leben für Hunderte von Menschen aufs Spiel zu setzen, die selbst nichts tun wollen. Aber so ist es wohl immer gewesen einige wenige Männer mit Kraft und Wagemut waren bereit, im kritischen Moment in die Bresche zu springen, obwohl es nur selten ihre Aufgabe war. Erinnerst du dich an die Neuengland-Farmer bei Lexington und Concord? An die tapferen Texaner von Alamo? Waren das Männer, die eine Aufgabe erfüllten, Owen, oder trieb sie etwas anderes - was nur wenige verstehen können?"
Clifton ADAMS, Die Stunde des Todes [Law of the Trigger]. Erich Pabel Verlag Rastatt 1966, 42 f. [= Pabel Taschenbuch Western 267]
Juli
2003
Der amerikanische Autor Charles A[lden]
Seltzer sinnierte in einem seiner klassischen Western über
den Unterschied zwischen Stadt und Land:
"In den Städten ist es anders. Niemand hat Zeit, gen Himmel zu blicken, den fernen Horizont zu erforschen, dem frischen, kräftigen Wind die Stirn zu bieten, die Kraft und Reinheit der Natur in sich aufzunehmen. In den Städten tobt ständig der Kampf, der Kampf um Geld. Alles Planen und Streben dient nur einem Ziel: Macht oder Reichtum zu erringen. Man geht über Leichen. Die Gefühle der anderen sind unwichtig. Man steht mit beiden Füßen auf dem Boden. Fühllos, gleichgültig geht man seinen Weg durch den Tumult des Lebens."
Charles A. SELTZER, Die Banditen-Ranch [Doublecross Ranch]. Heinrich Döll & Co. Bremen [1950], 82
Juni
2003
Werner J. Egli erhielt vor wenigen Tagen den
ELMER-KELTON-AWARD der "Deutschen Gesellschaft zum Studium des
Western". Hier nun der Beginn eines seiner Jugendromane:
"Den
Tod fürchtete er nicht. Er kannte ihn. Er war ihm auf den
einsamen Pfaden fast zum Freund geworden. Zum einzigen Freund, dem er
vertrauen konnte. Zum einzigen Gefährten, an dessen Seite er
sich sicher fühlte und der immer bei ihm war, wenn eine Gefahr
auf ihn lauerte. Auch jetzt spürte er seine Nähe. Irgendwo
im düsteren Zwielicht des Waldes stand er, ein geduldiger
Schatten mit einem ewigen Grinsen in seinem fahlen Gesicht.
Nein,
er fürchtete ihn schon lange nicht mehr, aber sterben wollte er
trotzdem nicht. Nicht jetzt, so kurz vor seiner Rückkehr. Der
Pfad, dem er folgte, führte am Ende hinaus aus den Wäldern
und in das Licht der Sonne, das in den Stromschnellen des Tennessee
River blinkte, als wäre der Fluß aus purem Gold. Die
letzten Meilen hatte er noch zurückzulegen, zehn vielleicht bis
zur Cumberland Gap, einer tiefen Kerbe in den Allegheny Mountains,
und ndann noch einmal fünfzig durch die Bergketten des
Appalachen-Gebirges und dann noch ungefähr dreißig oder
vierzig bis nach Caldwell's Meadow, jener kleinen Ansiedlung, an der
er vor fast zwei Jahren vorbeigezogen war, um einen Geheimauftrag
auszuführen.
Jetzt war er zurück. Beinahe zurück.
Und sein Gefährte, der Tod, hatte ihn noch nicht verlassen. Ein
Hauch, der die Blätter eines Busches bewegte und durch das
Farnkraut strich. Ein Grinsen, das er mit geschlossenen Augen sehen
konnte. Ein Schatten im Zwielicht des Waldes, das war sein Freund."
Werner J. EGLI, Ein Mann namens Lederstrumpf - Im Tal des Ohio C. Bertelsmann München 2. Aufl. 1994 [= Die Fort Mohawk Saga], 11-12
Mai
2003
Eine Kurzgeschichte stand am Beginn. Ihre Hauptfigur wurde
zu einer der populärsten Figuren im Wilden Westen. Hier sind die
ersten Sätze:
"Cisco Kid hatte sechs Männer getötet in mehr oder weniger fairem Kampf; außerdem hatte er etwa doppelt so viele Leute (meistens Mexikaner) ermordet, und schließlich hatte er noch eine weitaus größere Menge sonstwie außer Gefecht gesetzt; in seiner Bescheidenheit hatte er es unterlassen, diese Fälle genau zu zählen. Aus all diesen Gründen wurde er von einer Frau geliebt."
O. HENRY, Ein echter Kavalier. - In: Armin ARNOLD (Hrsg.): Westerngeschichten aus zwei Jahrhunderten. Philipp Reclam jun. Stuttgart 1981, 119-136, hier 119
April
2003
Am Ende eines Abenteuers brauchen die Helden etwas
Entspannung; dies kann Kurt Selter in einer Flying
Jack-Geschichte bestätigen:
"Der
Sheriff hatte Mühe, den Verbrecher [einen Wirt] abzuführen,
denn die erregte Menge wollte ihn sofort lynchen. Aber Jack und Danny
schlugen sich auf seine Seite und hielten die Leute mit ihren
Revolvern so lange in Schach, bis der Sheriff seinen Gefangenen in
Sicherheit gebracht hatte.
'Schätze, der Bursche gehört
vor ein richtiges Gericht, Jungens', meinte Jack, nachdem er seine
Colts wieder eingesteckt hatte. 'Tut gut daran, wenn ihr euch das
immer vor Augen haltet. Und nun, denke ich, trinken wir alle einen
auf meine Rechnung. Aber gehen wir dazu in ein Lokal, wo es auch noch
einen Wirt gibt.' Damit hatte er den Frieden wieder hergestellt."
[Kurt SELTER, Zwischen Banditen und Pfahlmännern. Erich Pabel Verlag, Rastatt 2. Aufl. 1952 [= Flying Jack Taschenbuch 3], 128]
März
2003
Auch Frank Sander [d.i. Otto Neitsch] versteht es
mit wenigen Worten die Atmosphäre einer Stadt im Wilden Westen
zu skizzieren:
"Zwei Kneipen, einen Store und ein oder anderthalb Dutzend Häuser gab es in Alderpark. Die Zahl der Häsuer ließ sich deshalb nicht genau bestimmen, weil man in diesem verlassenen Nest an der Grenze von Utah und Nevada nie genau sagen konnte, was Haus und was Scheune war."
[Frank SANDER, Flucht vor Dick Gerson. Henry Burmester Verlag, Wildeshausen bei Bremen 2. Aufl. 1950, 5]
Februar
2003
Max Brands "einsamer" Held Jim Silver
verläßt seine Freunde am Ende des Romans Arizona-Jim
(Silvertip's Search):
"'Abschiednehmen
erfordert ein besonders Talent, das mir fehlt. Gott segne euch beide.
Ich muß im Norden einen großen Auftrag erfüllen,
aber eines Tages sehen wir uns wieder - in Texas, vielleicht in San
Nicador, aber irgendwo gewiß!' Jim Silver
'Warum?' rief
das Mädchen aus. 'Was für ein Anlaß mag ihn uns
entführt haben?' Mit trauriger Miene beantwortete Rap Brender
diese Frage: 'Er hat es im Blut. [...] In erster Linie aber hat er
uns verlassen, weil wir jetzt seine Hilfe nicht mehr brauchen.'
[...]
Und Jim Silver?
[... Er] befand er sich bereits weit
oben im Norden. Am Eingang eines Passes, der hoch, jenseits der
Baumgrenze, über verlassenes Gebirge führte hielt er Parade
an. Aber Jim Silver lächelte, während der eisige Wind alle
trüben Gedanken von seiner Seele fegte. Er fühlte sich frei
wie die Wildenten, die in einem verschwommenen, grauen Keil über
ihn nordwärts zogen. Gleich einer melancholischen Musik klang
ihr Lied der Freiheit zu dem einsamen Reiter herab.
[Max BRAND, Arizona-Jim. Droemersche Verlagsanstalt, München 1949, 238-239]
Februar
2003
Hier kommt die Erinnerung an eine vergleichbare Szene: Der
Held reitet auf Jolly Jumper in den
Sonnenuntergang:
"I'm
a poor lonesome cowboy,
and a long, long way from home"
[Auflösung: Der Sänger ist natürlich Lucky Luke; das Lied singt er am Ende von fast jedem Album der Comicserie.]
Januar
2003
Ernest Haycox schrieb 1941 in Die Goldschlucht
(Alder Gulch) über die Pflichten der "Guten und
Gerechten",
wobei natürlich die Frage auftaucht: Wer
kann/darf bestimmen was "gut und gerecht" ist?
"'Die
Guten und Gerechten stehen am Anfang immer allein. Sie müssen
immer leiden, am Anfang. Aber dann, wenn sie den Weg zeigen, folgen
ihnen die anderen. Den rechten Weg zeigen, das ist die Pflicht der
Guten und Gerechten.'
'Du willst also deines Bruders Hüter
sein?'
'Natürlich', sagte Pfouts. 'Du nicht?'
'Nein',
sagte Pierce grob. 'Ich bin mein eigener Hüter.'
Pfouts
lächelte milde. 'Mein Junge, du bist zu hart. Manche sehen die
Wahrheit, manche sehen sie nicht. Die Starken müssen ihre Stärke
den Schwachen leihen, sonst wird es keine Gerechtigkeit geben. Und
die, welche die Wahrheit sehen, müssen die Blinden sehen lehren,
sonst wird es keine Wahrheit geben.'
'Kein Mann', sagte Pierce,
'hat mir je in der Not beigestanden. Kein Gesetz hat sich je darum
bemüht, mich zu beschützen. Ich kenne nur ein Gesetz, und
das habe ich mir selber schaffen müssen. Kennst du es? Hilf dir
selbst und bleib am Leben.'"
[Ernest HAYCOX, Die Goldschlucht. Wilhelm Heyne Verlag, München 1969, 110-111]
November
2002
Treffend und knapp charakterisiert Frederick R.
Bechdolt
in der ursprünglich 1926 veröffentlichten
Kurzgeschichte Across the Rio Grande
seine Hauptfigur, als
er eine andere Person sagen lässt:
"Seen
him work. Seen him fight - that time we run them Apaches
down
into the Sierra Madre. Seen him drink in Tombstone.
He suits
me."
[Frederick R. BECHDOLT,Across the Rio Grande. - In: Leo MARGULIES (Ed.), Selected Western Stories, Popular Library, New York 1949 (No. 187), 17]
November
2002
Owen Wisters namenloser Übervater aller
Westernhelden The Virginian stellt im gleichnamigen
Klassiker aus dem Jahr 1902 gleich zu Beginn klar, wie seine
Einstellung zu Trampas - seinem Gegenspieler im Roman ist. Hier das
wohl "klassischste" aller Westernzitate:
"When you call me that, smile."
!!! Originalillustration von Arthur I. Keller zum Zitat, aus der Erstausgabe des Romans !!!
[Owen WISTER,The Virginian. A Horseman of the Plains. Macmillan & Co. London 1902 [2. Ed., Sept. 1902], 29, Ill. nach 28]
© 2002 ff. by Old Reddy